Mondfinsternis am 21. Januar

Da es nach der anstehenden Mondfinsternis von Bildern nur so wimmeln wird oder das Netz voll von Wolkenmeldungen sein wird, schreibe ich einen Blogeintrag einfach mal vorher 😉

Der Mond erscheint im Kernschatten der Erde rötlich, daher die Bezeichnung „Blutmond“

Ablauf der Mondfinsternis
Die Grafik von Arnold Barmettler zeigt eine anschauliche Darstellung der wichtigsten Eckdaten – detailliertere Informationen dazu gibt es unter CalSky.com.

Mondfinsternis vom 21. Januar 2019

Die Zeiten differieren je nach Standort (lässt auf CalSky exakt berechnen) aber es ist klar: Nix für Langschläfer! Mit bloßem Auge ist die Halbschattenphase fast nicht zu erkennen – fotografisch fällt die Helligkeitsdifferenz dagegen schon auf. Interessant ist vor allem die Zeit, in der sich der Mond im Kernschatten der Erde befindet.

Wie fotografiert man die Mondfinsternis?

Zur Not geht das sogar mit einer Kompaktkamera mit großer Brennweite so ab 200mm – sonst hat man am Ende nur einen kleinen, beliebigen Punkt auf dem Display. In der totalen Phase der Finsternis ist der Mond sehr dunkel so dass der Autofokus oft nicht funktioniert. Für erfahrene Nachtfotografen natürlich kein Problem, die sind das manuelle Fokussieren eh gewohnt. Auch mit der Belichtungsautomatik kommt man meist nicht zu zufriedenstellenden Resultaten. Bei Brennweiten deutlich unter 1.000 mm nimmt der Mond einfach zu wenig Platz im Bild ein, als dass die Automatik richtig liegen kann. Spotmessung oder besser manuell einstellen hilft.

Der normal beleuchtete Vollmond – 1950mm bei 200mm Öffnung (also f 9,8) und leicht beschnitten. ISO 1000 mit der Sony A7s bei 1/1000s.

Etwas professioneller natürlich mit stabilem Stativ, manuellen Einstellungen und der Aufnahme im RAW-Format – insbesondere für die korrekte Farbeinstellung bringt das hier klare Vorteile gegenüber JPG. Für Bilder vom einigermaßen formatfüllendem Mond blendet man üblicherweise deutlich ab – Blende 8 ist ein oft verwendeter Wert. Das gilt allerdings für den beleuchteten (Voll-) Mond, der selbst so weit abgeblendet und mit niedriger ISO-Einstellung gut belichtet wird. Wäherend der Finsternis schaut das ganz anders aus:

Der noch nicht ganz verfinsterte Mond vom 28.09.2015 über dem Flaggenturm in Bad Dürkheim. Knapp 200 mm Brennweite bei f 8, ISO 2500 und 0,6 s mit EOS 6d.

Geht es um einzelne Bilder ist das mit der Belichtung kein größeres Problem – so schnell geht das alles ja nicht vonstatten, als dass man nicht ein paar Probebilder machen könnte oder einfach eine Belichtungsreihe. Anders schaut es bei Zeitrafferaufnahmen aus – hier muss die Belichtung wie bei Tag-Nacht-Tag Aufnahmen ständig angepasst werden wenn man den Mond selbst immer korrekt belichtet haben möchte. Der Timelapse+ View hat einen extra Eclipsemode und natürlich kann man auch mit qDslr-Dashboard o.ä. arbeiten aber bei so spezieller Aufnahmesituation würde ich der manuellen (berührungslosen!) Anpassung mit Blick auf Display und Histogramm mehr vertrauen.
Aufpassen muss man natürlich auf die Belichtungszeit – selbst mit stabilem Stativ führt die Mondbewegung zu Unschärfe. Die gute alte Faustformel 500/Brennweite liefert einen Anhaltspunkt und lieber ein/zwei Stufen kürzer, wenn man mit dem ISO-Wert nicht zu hoch gehen muss. Zumindest ein leichtes Abblenden sollte man möglichst beibehalten – bei Offenblende zeigen die wenigsten Objektive eine wirklich gute Schärfe.
Bei langen Brennweiten und Verschlusszeiten sind Stichpunkte wie Fernauslösung (oder Selbstauslöser) und Spiegelvorauslösung – sofern man nicht mit spiegelloser Kamera unterwegs ist – wichtig, um ein Verwackeln zu verhindern.

Ein paar Ideen in Sachen Mondfinsternis:

  • Der Klassiker – ordentlich rangezoomt den Blutmond in den Mittelpunkt stellen. Ein bisschen netter vielleicht, wenn er nicht ganz verdunkelt ist aber dennoch: Die Bilder finden sich tausendfach zum verwechslen ähnlich an jede Ecke …
  • Sternkonstellationen & Co. – Programme wie Stellarium verraten dem ambitionierten Fotografen, ob nicht ein Planet, ein Sternbild oder gar ein helles DeepSky Objekt während der Totalität in fotografischer Nähe auf die gemeinsame Abbildung wartet. Ein wenig rauszoomen, ein zweites Objekt in die Komposition einbeziehen und schon setzt man sich von der „Massenware“ ein wenig ab. An Sternbildern haben wir aktuell Krebs und Zwillinge zwischen denen sich der Mond in der Finsternisnach aufhält, mit einem geeignetem Deep Sky Objekt sieht es schlecht aus.
  • Kometen sind ein weiteres Objekt zum Ausschau halten – aber auch hier für die aktuelle Finsternis keiner in Sicht.
  • Am 21. haben wir den Radiant von gleich zwei Meteorschauern in der Nachbarschaft des Monds: Die δ-Cancriden und die ρ-Geminiden. Beide laut Stellarium mit einer ZHR von 4 nun aber alles andere als aktiv und die Nähe des Radiants ist auch kein Vorteil. Bei dem kleinen Blickwinkel (um den Mond ausreichende Größe im Bild zu geben) braucht’s schon viel Glück um einen Meteor mit dem verdunkelten Mond zu erwischen – umso seltener und „wertvoller“ natürlich wenn’s doch klappt.
  • Die Lichtspur der ISS und anderer künstlicher Objekte in der Umlaufbahn um die Erde lassen sich zuverlässig berechnen. Ein ISS-Transit vor dem „Blutmond“ wäre ein fast sicheres APOD. Eine Lichtspur gäbe es vor dem Mond aber natürlich nicht – die Sonnenstrahlen kämen im Falle eines Mondtransits in der Totalität der Finsternis auch nicht auf die ISS. www.heavens-above.com zeigt nur einen unbeleuchteten Überflug gegen 2 Uhr in einiger Entfernung zum Mond.
  • Zeitraffer bieten sich natürlich an, um den Vorgang der Finsternis in kurzer Zeit darzustellen. In Großaufnahme braucht’s dazu eine Nachführung und einen guten Plan zur Belichtungsanpassung.
  • Individuell werden Finsternisbilder vor allem durch einen (besonderen) Vordergrund und eine gute Komposition. Dabei gibt es natürlich auch wieder Hilfe – Apps wie Photopills (nur iOS), PlanIt! oder The Photographer’s Ephemeris (TPE) sind dabei eine fast unverzichtbare Hilfe. Man kann z.B. komfortabel eine geeignete Kameraposition bestimmen um den Mond zu einer bestimmten Zeit an der für eine gute Bildkomposition richtigen Stelle in Relation zu einem Turm, einer Burg oder was auch immer zu haben.
  • Auch weit verbreitet aber durch entsprechendes Vordergrundmotiv dennoch individuell gestaltbar sind Mehrfachbelichtungen bzw. heutzutage natürlich die Kombination von mehreren Bildern in der Bildbearbeitungs-Software. Am einfachsten z.B. in Photoshop als Ebenen übereinander gelegt und Modus auf „Aufhellen“. Je nach Hintergrundhelligkeit muss man den Mond eventuell freistellen aber mit ein wenig Arbeit erhält man ein hoffentlich ansehnliches Motiv mit mehreren Mondphasen darüber. Auch schön aus einer Zeitraffer generierbat mit jedem xten Bild …
  • Wenn man schon eine Zeitraffersequenz hat, vielleicht einfach mal z.B. mit StarStax alle Bilder übereinanderlegen (macht die Software wie zuvor mit PS skizziert, nur viel komfortabler bei vielen Bildern) – das „doppelte Laserschwert“ von 2015 hat’s so immerhin in ein Astrobuch geschafft 😉

Hier noch ein paar Bilder von den letzten beiden Mondfinsternissen 2015 in Bad Dürkheim und 2018 auf Teneriffa:

Von den beiden gibt’s „natürlich“ auch jeweils ein kurzes Video:

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