Stativ & Stativkopf

Trivial aber unerlässlich und wichtig. Was nützt die beste Kamera wenn sie auf dem Billigstativ rumwackelt und sich nicht vernünftig ausrichten lässt weil der Kopf beim festziehen wegkippt? Ich muss allerdings gestehen, dass mir hier der Überblick fehlt um konkrete Empfehlungen aussprechen zu können. Daher nur ein wenig Grundsätzliches inkl. Tips zur Handhabung aber ganz pauschal: Für Stativ und Stativkopf sollte man zusammen schon mindestens 150 € ansetzen.

Flexibilität beim Aufstellen eines Stativs kann entscheident sein.
  • Stativhöhe
    • Wenn es „nur“ um einen Slider geht, tun es ein/zwei robuste Ministative für unter 50 €. Slider stehen in den meisten Fällen bodennah um den Effekt der Kamerabewegung zu betonen. Einige Modelle haben auch integrierte Füße bzw. sie sind als Zubehör verfügbar. Es ist zwar einiges an Gewicht sicher zu tragen aber bei geringen Hebeln ist das keine ganz große Kunst.
    • Für „normales“ Fotografieren z.B. bei Langzeitbelichtungen oder bei langen Brennweiten muss die Höhe natürlich zur Körpergröße passen. Augen 10 cm tiefer, Stativkopf und Kamera machen auch locker 15 cm aus – also Körpergröße minus 25 cm reicht. Alles darüber sind die ganz wenigen Situationen, in denen man über einen Hindernis drüberschauen muss. Dafür aber viel mehr Geld ausgeben und immer mehr Gewicht mitschleppen? Hmm – und dann gibt es auch noch die …
  • … ausziehbare Mittelsäule als Notlösung – mehr aber auch nicht! Das Stativ ist mit seinen Dreiecken bildenden Beinen eine schön stabile Sache. Zumindest bis dahin, wo die Beine zusammenlaufen. Die von da weitergehende zentrale Mittelsäule bildet dagegen einen Hebel, der mit der schweren Kamera-Objektiv-Kombi das Ganze deutlich destabilisiert.
  • Mittelspinne – eine klappbare Verbindung zwischen den drei Beinen die für mehr Stabilität sorgt aber die Flexibilität beim Aufbau einschränkt. Daher eher bei klassischen Videostativen und bei Stativen für Astrofotografie mit Nachführung, wo schwere Lasten lange stabil gehalten werden müssen.
  • Ausklappwinkel – heißt das so? Keine Ahnung. Jedenfalls ist es wichtig, dass die Beine in unterschiedlichen Winkeln abspeizbar und arretierbar sind – siehe nächsten Punkt:
  • Neben der maximalen Höhe ist auch die minimale Höhe ein Kriterium. Ungewöhnliche Perspektiven sind ein wichtiges Mittel, um sich von der Masse der Aufnahmen abzuheben – Stichwort „Froschperspektive“. Da steht eine Mittelspinne ebenso im Wege wie eingeschoben noch relativ lange Beine, die nicht weit gespreizt werden können. Auch eine nicht abnehmbare Mittelsäule verhindert bodennahe Aufnahmen. Es gibt auch clevere Varianten, bei denen der Stativkopf nach unten gerichtet werden kann und die Kamera daran nach unten hängt.
  • Gewicht. Im Auto transportuieren und direkt am Parkplatz aufbauen – alles egal oder sogar je schwerer, desto stabiler. Beim Weg den Berg hoch schätzt man mit der Zeit aber jedes einzelne Gramm, dass nicht am Rucksack hängt! Solls „nur“ ein einziges Stativ sein und ist man zu Fuß unterwegs, investiert man besser gleich in eine gutes (und teures) Carbonstativ.
  • Tragkraft – Kamera, das dickste Tele das man eventuell anschaffen möchte, eventuell eine Nachführung bzw. Pan-/Tiltkopf etc. dazu und dann sollte noch gut Luft sein zur Herstellerangabe. Die sind ja nun nicht für Bescheidenheit bei so Angaben bekannt.
  • Packmaß – vielleicht nur Geschmacksache. Dreizügig ist zusammengeschoben natürlich kompakter, dafür muss man mehr „arbeiten“ bei Auf- und Abbau. Soll es in den Rucksack und nicht außen dran, muss man das natürlich genauer betrachten.

O.K. – jetzt bin ich grundsätzlich von Dreibein-Stativen ausgegangen. Der Vollständigkeit halbe: Es gibt auch Monopods aber für Zeitraffer ist das natürlich nichts. Für Sportfotografie wo man das ganze Ding schnell schwenken/kippen kann mit dem schweren Tele drauf oder durchaus auch für Hyperlapse ist das interessant aber die Dinger bleiben halt nicht stehen wenn man sie nicht festhält 😉

Geht zur Not auch aber ein gutes Stativ gehört bei Zeitraffer schon dazu.

Stativköpfe

Auch nicht einfach – es gibt (mindestens) 2- und 3-Wege-Neiger, Fluidkopfe & Kugelköpfe 😉
Fluidköpfe sind im Videobereich angesiedelt und können sehr weich/flüssig bewegt werden für ebensolche manuelle Schwenks beim filmen. Normale Köpfe lösen sich meist erst bei einem gewissen Drehmoment und rutschen dann ruckartig ein kleines Stück.
2- und 3-Wege-(Getriebe-)Neiger erlauben Bewegung in zwei bzw. drei Achsen (ach) und das unabhängig voneinander (ahhh). Also ich drehe an einem Rädchen für den Schwenk nach rechts oder links, an einem anderen für hoch/runter – ohne dass sich die horizontale Ausrichtung ändert. Dann noch kippen um die Kamera waagerecht auszurichten und auch wieder ohne dass sich sonst was ändert.
Kugelköpfe – am weitesten verbreitet und wie man schon vermuten kann, liegt da eine Kugel in einer Pfanne, die in alle Richtungen bewegt werden kann und mit einem Bedienelement fixiert wird. Also alles oder nichts.
O.K. – es gibt auch Kugelköpfe mit zusätzlicher Möglichkeit zum horizontalen drehen und die eine und andere Spezialität.

Verbindung Stativ – Kamera

Offenbar wurden Stative im angloamerikanischen Raum erfunden und die beharren ja auf ihren komischen zöllischen Gewinden 😉
Ordentliche Stative haben ein robustes 3/8″ Withworth Gewinde um den Stativkopf aufzunehmen. An der Kamera ist „immer“ ein ebensolches aber mit 1/4″ Durchmesser. Passt nicht. Macht nix 😉 Bis auf wenige Ausnahmen kommt an die Kamera eine Stativplatte, die perfekt an das Gegenstück oben am Stativkopf passt. Grundsätzlich entfällt so lästiges ein- und ausschrauben an der Gewindehülse der Kamera und man kann schnell wechseln – daher auch Schnellwechselplatte.
Da hört aber die Normung schon auf. Einmal werden am Stativkopf zwei „Backen“ per Rändelschraube zusammengeschoben und fixieren die Platte. Arca-Swiss bzw. dazu kompatibel ist der damit verbundene Begriff und ärgerlicherweise nehmen es die Hersteller hier nicht so ganz genau. Die eine Platte geht locker raus aber die angeblich kompatible von anderem Hersteller klemmt – Seufz.
Dann gibt es noch (mindestens) Schnellwechselplatten von Manfrotto die ganz elegant eingeklickt werden und zusätzlich mit einem gesicherten Hebel arretiert werden. Selbst Manfrotto hat’s nicht mit Normung und noch andere Wechselplatten, die untereinander nicht kompatibel sind – Seufz again.
Empfehlung: Arca-Swiss.

ein paar Punkte zur Handhabung

  • keine Gewalt – nach fest kommt ab wie man so schön sagt.
  • Versichert Euch, dass alles sauber arretiert ist. Also Stativbeine, Kopf, Wechselplatte und die auch sauber an der Kamera. Aber – siehe oben 😉
  • Schaut euch den Untergrund an – nutzt eventuell Kanten wo nichts wegrutschen kann, schiebt loses Zeug weg und drückt das Stativ bei weichem Untergrund leicht (!) in den Boden. Stellt das Ding nicht in der Dunkelheit auf den Trageriemen eures Rucksacks und schaltet die Zeitraffer ein. Und fragt nicht, wie ich zu dem abwegigen Tip komme 😉
  • Geländer sind verlockend aber vermeidet Kontakt des Stativs dazu. Da setzt sich immer (immer!) jemand drauf, lehnt sich an etc. und das überträgt sich auch bei vermeintlcih superstabilen Geländern auf’s Stativ und die Kamera.
  • Auch Vorsicht bei Brücken, Balkonen, Türmen u.ä. – da bewegt sich oft mehr als man denkt! Für ein normale Foto egal aber bei der Zeitraffer sieht man jede kleine Bewegung der Kamera wenn jemand auf den kleinen Holzbalkon tritt.
  • Wind
    Wenns geht: Stativ runter. Kennt man vom Strand – flach am Boden ist’s gar nicht so schlimm.
    Für Windschutz sorgen: Ein Schild, ein Fels, ein Busch, das Auto – wenn’s absehbar ist: Zelt/Strandmuschel!
    Beschweren. Etliche Stative haben praktischerweise einen Haken dafür aber keinesfalls etwas freischwebend dranhängen – das schaukelt bei Wind hin und her und macht das Ganze nur noch schlimmer! Ich habe meist einen Stoffbeutel dabei und fülle den bei Bedarf mit Sand/Steinen aus der Umgebung und ziehe den mit einer Schlaufe mit Klemmschnalle so weit an, dass zwar ordentlich Zug auf das Stativ ausgeübt wird, der Beutel aber auch noch gut Kontakt zum Boden hat.
  • Überlegt Euch in welche Richtung das Stativ eventuell umfallen könnte – in Windrichtung und Bergab bietet sich an. In genau der Richtung sollte ein Stativbein gestellt werden – da ist die größte Kraft nötig zum kippen!
  • Balanciert Kamera-Objektiv weitgehend aus – dann kippt nichts überraschend weg beim Lösen des Kopfs, das ganze System steht stabiler und der Kopf wird nicht so stark belastet. Das geht über die Kameraplatte bzw. bei Telelinsen gibt es meist Befestigungsmöglichkeiten an einer Schelle die auch den schenllen Wechsel von Hoch- zu Querformat ermöglicht.

„Sonderstative“

GorillaPod oder ähnliche flexible Stative sind ganz nett für ein Selfie aber für eine Zeitraffer wo sich über Stunden absolut nichts bewegen darf, sind mir die Dinger zu unsicher. Ein kleines Klemmstativ habe ich dagegen schon öfter mal verwendet. Sei’s für die Actioncam schnell für eine „Behind the Scenes“ Aufnahme zu befestigen oder auch für Langzeitaufnahmen beim Vulkanausbruch von La Palma war so ein kleines unscheinbares Klemmteil von Nutzen wo es die GoPro über Tage schön versteckt an einem Wasserrohr gehalten hat 😉

Das Saugstativ für den „Galactic Highway“

Die Idee dafür ging mir schon länger im Kopf herum und die ersten Aufnahmen der Milchstraße aus dem fahrenden Auto entstanden vor zig Jahren mit einem normalen Stativ, das ich irgendwie an die Tür mit geöffnetem Fenster geklemmt hatte 😉
Dann habe ich mir viel später das „Delkin Fat Gecko Triple Mount Saugstativ“ gegönnt, das über gleich drei Saugnäpfe verfügt:

Jeder Saugnapf ist drehbar gelagert und lässt sich zuverlässig fixieren. Durch die zwei Kugelgelenke kann man das ganze in alle möglichen Richtungen/Positionen bringen. Dazu sorgen die Hebel an den Saugnäpfen für eine superstabile Verbindung auf einem glatten und sauberen Untergrund. Lackiertes Blech am Auto oder in meinem Fall das Glas-Schiebedach sind da natürlich prädestiniert. Dennoch hatte ich die ersten Versuche einen Spanngurt über das Stativ und durch die Seitenfenster gezogen – war mir doch nicht ganz geheuer bei dem Wert, der da auf dem Dach war. Ich habe dann aber darauf verzichtet – mit rumrütteln und -zerren ist das Teil nicht lösbar. Der Untergrund sollte auf jeden Fall gesäubert werden und für Langzeitanwendungungen würde ich das vorher auf alle Fälle testen.

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