Der allerbeste Intervallauslöser für Zeitraffer?

Ja liebe Leute, den besten gibt es ja schon – den LRTimelapse Pro Timer 3 von Gunther Wegner wie ich 2021 im Review bestätigen konnte. Geht’s es jetzt tatsächlich noch besser? Hier erfahrt ihr es 🙂

Long story short – Hans Vollmer hat den 2017 von Gunther Wegner ins Leben gerufenen Open Source Intervallauslöser weiterentwickelt und mit aktueller Firmware ausgestattet. Und man merkt schnell, dass der „LRT ProTimer Free ESP II“ eine echte Alternative zum aktuellen Profi-Timer des LRTimelapse-Entwicklers ist!

Die Äußerlichkeiten

Auf den ersten Blick fällt der Größenunterschied auf – Gunther hat alles superkompakt in ein professionelles Gehäuse gepackt, der ESP II kommt im Standard-Schalengehäuse daher. Auch beim Bedienkonzept gehen die beiden getrennte Wege – einmal der Dreh-Druck-Knopf als einziges Bedienelement neben dem Ein-/Ausschalter und zum anderen vier „Pfeil“tasten und eine weitere zum (De-)Aktivieren des Displays. Display – kleines (oder sagen wir „normales“) OLED-Display und großes mehrfarbiges Display. Auf den zweiten Blick haben wir eine „fummelige“ Micro-USB Buchse beim LRTimelapse Pro Timer und einen zeitgemäßen USB-C Anschluss bei der Version von Hans Vollmer.

Und was ist jetzt besser?

Ein klares „kommt drauf an“ 😉
Geht es wirklich (also wirklich!) um jedes Gramm, ist kein Platz mehr in der Tasche und soll es cool aussehen, punktet natürlich der LRTimelapse Pro Timer. Beim Bedienkonzept werden sich die Meinungen teilen. Jede(r) kommt mit was anderem besser zurecht, da sollte man sich kein pauschales Urteil erlauben. Ich meine aber schon, dass die Einhandbedienung mit dem ESP II noch besser gelingt. Einen Vorteil im Farbdisplay sehe ich nicht, die Lesbarkeit ist aufgrund der Größe aber klar besser. Die Frage ist aber, ob man die größere Schrift braucht. Das Display des LRTimelapse Pro Timers kann man dafür zur „low level“ Beleuchtung des Vordergrunds einstellen. Was dagegen beide können, ist auch bei Minustemperaturen etwas anzeigen (im Gefrierfach getestet!) – da versagen die meisten Billigheimer mit LCD-Display kläglich.

Gemeinsamkeiten

Beide Timer verfügen über zwei Ausgänge für Standard 2,5 mm Klinkenstecker, so dass ohne Splitter u.ä. direkt zwei Kameras angesteuert werden können. Der LRTimelapse Pro Timer hat smarte Blitzschuhschienen für die Montage an der Kamera und eine Lasche für z.B. ein Klettband. Der ESD II kann per Klebepad-Schiene und Klettband z.B. am Stativbein befestigt werden. Beide bieten ein Firmwareupdate zur Implementierung neuer Funktionen – der LRTimelapse Pro Timer hat einen verdeckten Taster für den Updatemodus, der über den USB-Anschluss läuft. Beim ESD II muss man eine gesteckte Platine entfernen, um an die separate Updatebuchse zu kommen – beides funktioniert problemlos.

Nicht unwichtig – der Preis

Der Vergleich zwischen einem professionellen Gerät unter Beachtung aller Vorschriften, Gewährleistung etc. und einem „privaten“ Projekt als Nebenbeschäftigung hinkt natürlich gewaltig und geht daher fast zwangsläfig mit rund 90 zu 200 Euro zugunsten des LRT ProTimer Free ESP II aus.

Entscheidend – die „inneren Werte“

An der Schnittstelle nach außen hat der LRTimelapse Pro Timer mit seinen Anzeigefunktionen die Nase vorne – während der Aufnahme kann man einen reduzierten Anzeigemodi wählen oder man lässt sich alle Infos darstellen. Die Tabelle zeigt in der Übersicht, was uns die beiden Intervallauslöser an Infos während der Zeitraffer darstellen:

AnzeigeLRTimelapse Pro TimerLRT ProTimer Free ESD II
IntervallJaJa
Bild aktuellJaJa
Bilder RestJaJa
Zeit zur nächsten
Auslösung
JaJa
Zeit bisherJaJa
Zeit RestJaNein
Videolänge bisherJaNein
Uhrzeit / Datumnur UhrzeitJa

Der Batteriestand kann beim LRTimelapse ProTimer im Menü Status prozent“genau“ angezeigt werden, beim ESP II nur mit vier Balken. Allerdings ist alles unter ausgefuchstem Batteriemanagement wie beim E-Auto eh mehr eine Schätzung und beide können eh während der Nutzung auch extern mit Strom versorgt werden. Apropos Strom: Beide arbeiten mit einem (auswechselbaren) Lithium-Akku, der für viele Stunden nonstop-Betrieb reicht. Beim ESD II bin ich bei 20 s Intervall und abgeschalteter Tastenbelechtung auf 25 Stunden gekommen und da liegen wir ähnlich wie beim LRTimelapse Pro Timer. Obendrein können beide im Betrieb über die Ladebuchse auch extern mit Strom versorgt werden.

Die Startverzögerung wird beim LRTimelapse Pro Timer zwischen 0 und 10 Sekunden als Grundeinstellung gespeichert und gilt für alle Modi. Beim ESP II ist das ein Punkt beim Einstellen der jeweiligen Sequenz und kann somit bequemer individuell eingestellt werden und auch mit einem Tastendruck zur sofortigen Auslösung übersprungen werden. Sie ist nicht nur für wenige Sekunden zur Vermeidung von Verwacklungen durch Berührung gedacht, sondern geht bis 12 Stunden.

Die Intervallzeit lässt sich beim LRTimelapse Pro Timer in 1/10 s Auflösung bis 30 s enstellen, dann in 0,5 s Schritten bis 60 s und darüber sekundenweise bis 3 min. Es folgen 5 s Schritte bis 5 min, 10 s Auflösung bis 10 min, Minutenschritte bis 1 Stunde Intervallzeit letztlich 5 min bis 12 Stunden. Das erleichtert die Einstellung und idR. kommt es bei Stunden Intervallzeit nicht auf 1/10 s an. Falls doch gibt es den Custom-Modus.
Der ESD II bietet „nur“ bis 10 s eine Auflösung von 0,1 s an, aber sekundengenau bis 60 Minuten.

Die verschiedenen Modi der Intervallauslöser

  • Timelapse (M) – Intervall und Anzahl der Bilder werden eingestellt. Unbegrenzte Anzahl können beide, der LRTimelapse Pro Timer in 10er Schritten bis 999.990 – das wären bei 30 fps gut 9 h Zeitraffervideo mit rund 50 TB RAW-Datenmenge 😉
    Der ESP II begnügt sich mit in 99,99% ausreichenden 9.999 Bildern – das aber durchgängig mit 1 Bild Auflösung
  • Astro (B) bzw. TL/Astro (B) – für Aufnahmen im Bulb-Modus der Kamera mit über 30 s Belichtungszeit. Ähnlich wie bei den Intervallen zuvor verhält es sich in dem Modus mit den Belichtungszeiten – beim ESD II anfangs mit 1/10 s Auflösung (bis 30s macht man das aber eigentlcih eh im M-Modus und steuert über die Kamera) und dann sekundenweise bis maximal knapp eine Stunde. Der LRTimelapse Pro Timer begnügt sich mit 1 s Schritten, kann aber auch mehrere Stunden Auslösesignal liefern oder sogar „open end“ belichten.
  • Timed TL (ESD II) bzw. TL Universal & Custom TL – mit definiertem Startdatum und Uhrzeit beginnt die Zeitraffersequenz wie unter Timelapse (M). Beim ESD II kann in dem Modus auch die Belichtungszeit für den B-Modus der Kamera gesteuert werden, beim LRTimelapse Pro Timer wählt man dafür die Funktion Custom TL
  • TL Repeating bzw. Periodic TL – eine Zeitraffersequenz wird täglich in einer einstellbaren Zeitspanne wiederholt. Also z.B. immer von 8-18 Uhr werden im 20s-Intervall Bilder gemacht. Damit spart man sich bei Langzeitzeitraffer eine Menge unnötiger Aufnahmen, die die Aufnahmezeit wegen begrenzter Kapazität der Speicherkarten limitieren würden und die man hinterher auch wieder löschen müsste.
  • Single Shot (ESD II) bzw. Single Bulb – wenig verwunderlich eben für eine einzelne Aufnahme – beim LRTimelapse Pro Timer kann man nur die Belichtungszeit einstellen, beim ESD II wie üblich noch eine Startverzögerung
  • TL Ramping – nur ESP II: Ein „Exposure Ramping“ kann im Vorfeld programmiert werden – beim LRTimelapse Pro Timer geht das nur nach Start einer Zeitraffer. Es wird das Intervall eingestellt und die Anzahl der Intervalle bis die Belichtungszeit geändert werden soll. Praktischerweise wird gleichzeitig die dafür nötige Zeit angezeigt. Dann die Start-Belichtungszeit im B-Modus der Kamera und die End-Belichtungszeit sowie die Anzahl der Intervalle, über die die Belichtungszeit linear von Start- bis Endzeit verändert werden soll. Der Haken daran ist natürlich, dass man die Belichtungssituation vorhersagen muss und man mit der kürzesten B-Zeit die einstellbar ist (1/10 s) keine Chance hat, von hellem Tag bis dunkle Nacht zu rampen. Neben der Intervallzeit kann auch die End-Belichtungszeit noch während der Aufnahme verändert werden. Das Intervall wird übrigens automatisch an die Belichtungszeit angepasst, wenn die länger wird als Intervallzeit (+ Schwarzzeit).

Besonderheiten

Beide können den üblichen Autofokusimpuls nicht senden. Man wird fast immer manuell fokussieren und dann blockiert der Impuls nur die Kamera und verhindert Einstellungsänderungen. Sie können aber genau den AF-Impuls in einstellbarem Abstand an die Kameras senden, um zu verhindern, dass sie bei längeren Intervallen in den Energiesparmodus geht.
Beide ermöglichen es, während der Aufnahme diese zu pausieren und wieder fortzusetzen und auch die Anzahl der Bilder ohne Unterbrechung der Aufnahmen zu ändern und die Intervallzeit kontinuierlich auf einen anderen Wert zu „rampen“ – auch das sucht man bei üblichen Intervallauslösern vergeblich.

Der ESP II verfügt über eine 3,5 mm Klinkenbuchse, an der man Sensoren anschließen kann und auf steigende oder fallende Flanke eine Zeitraffersequenz triggern kann. Das kann ein Helligkeitssensor sein, ein Bewegungssensor oder was auch immer. Des weiteren kann man im Astromodus eine Sequenz mit unterschiedlichen Belichtungszeiten erstellen lassen – die Fuktion habe ich bislang allerdings noch nicht vermisst.
Im Modus „TL Light CTRL“ kann ganz speziell für Pflanzenzeitraffer eine Pflanzenlampe täglich zu bestimmten Uhrzeiten ein- und ausgeschaltet werden und zusätzlich in einstellbarem Abstand vor der Kameraauslösung eine Beleuchtung eingeschaltet werden.
Während man beim LRTimelapse Pro Timer das Menü bis zum Start durchklicken muss, kann man beim ESP II mit Klick auf die linke Taste mit den vorherigen Einstellungen direkt zum Start springen.

Der LRTimlapse ProTimer wartet dagegen mit einer Konfiguration des 2. Ausgangs auf: aus (spart ein wenig Energie), Kamera oder Motion Gear. Bei letzterem kann man eine einstellbare Verzögerung zwischen den beiden Ausgängen einstellen, um Slider oder sonstiges Motion-Equipment so anzusteuern, dass die Bewegung fertig ausgeführt ist bevor die Kamera auslöst.
Während das integrierte Spiel „Pong“ im Menüpunkt Tools nun wirklich Spielerei ist, kann das vollflächig aktivierte Display als sanfte Beleuchtung des Vordergrunds schon eine nützliche Sache sein. Auch die einstellbare Dauer des Auslöseimpulses ist ein wertvolles Feature, um den Timer an alle möglichen Kameras und Einsatzzwecke anzupassen.
Wenn es die Umstände nicht anders zulassen und der Timer kopfüber steht, ist die Ablesbarkeit dank der „Flip Screen“ Option dennoch gewährleistet.
Im Custom-Modus kann die Intervallzeit und die Belichtungszeit bis 12 h mit einer Auflösung von 0,1 s eingestellt werden!

Fazit

Der LRTimelapse Pro Timer bleibt in meinen Augen (knapp) aufgrund der Spezialfunktionen der beste Intervallgeber für Zeitraffer. Je nach eigenen Kriterien und unter Berücksichtigung des Preises kann der LRT ProTimer Free ESP II aber durchaus vorne liegen im Vergleich. Eine klare Kaufempfehlung gibt es jedenfalls für beide!

Bezugsquellen:


Anmerkung: Den LRT ProTimer Free ESP II habe ich von Hans Vollmer kostenlos zum testen zur Verfügung gestellt bekommen (Danke dafür!). Das hat wie immer keinen Einfluss auf das Review – zudem ich ihn anschließend gekauft habe, weil er in Ergänzung zum LRTimelapse Pro Timer gut in die Fototasche passt 🙂
Wie so üblich sind Links zu Amazon Affilate-Links zur Finanzierung von so Sachen wie der hier 😉

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