Steuerung

O.K. – nun haben wir welche Kamera auch immer aber wie macht die nun automatisch Fotos? Zunehmend haben auch hochwertige DSLRS und Spiegellose einen Intervallgeber integriert, den man natürlich nutzen kann. Aber Achtung – nicht bei allen ist parallel zum laufenden Timer auch die Bedienung anderer Kamerafunktionen möglich und das ist zumindest bei stark wechselnden Lichtverhältnissen nötig!

Das umgeht man mit einem externen Intervallgeber, der auch noch etliche weitere Funktionen bieten kann, ebenso Firmwarehacks wie Magic Lantern für Canonmodelle und natürlich bietet sich auch PC, Handheld, Handy & Co. zur Steuerung an.

Intervallauslöser, Intervalometer

Die „klassische“ Variante ist ein externer Auslöser mit Ursprung im mechanischem „Drahtauslöser“ – inzwischen erfolgt die Spiegel- und Verschlussauslösung natürlich längst elektrisch und so sind auch die Auslöser elektrisch und eine Steuerung dieser Impulse per Mikroprozessor liegt natürlich nahe und ist auch für relativ kleines Geld zu haben. Die Auslöser werden von den Kameraherstellern direkt angeboten, aber auch günstiger und dennoch mit teilweise erweitertem Funktionsumfang von Fremdanbietern mit Anschluss für alle gängigen Hersteller/Modelle.


drahtgebundener Canon Fernauslöser mit Intervallfunktion

Modelle, die per Infrarot Signale übertragen, sind schon aufgrund der nötigen Sichtverbindung nicht zu empfehlen. Modelle mit Funkübertragung bieten eine große Flexibilität – berücksichtigt werden sollte allerdings der höhere Stromverbrauch im Taktgeber/Sender. Ideal möglicherweise ein Gerät, das sowohl „altmodisch“, aber sicher und stromsparend direkt per Kabel verbunden werden kann und alternativ auch per Funk.

Pixel TW-282 und ähnliche

Das kann z.B. der von mir früher eingesetzte Pixel TW-282 (Affiliate Link), der von www.enjoyyourcamera.com auf YouTube nett erläutert wird:

Der Pixel TW-282 erläutert

Pluspunkte: Das kameraspezifische, mitgelieferte Kabel (gibt es passend für nahezu alle Kameras, die über einen ext. Triggeranschluss verfügen) kann entweder mit dem Funkempfänger verbunden werden (der z.B. auf dem Blitzschuh untergebracht werden kann) oder alternativ direkt mit dem Handgerät/Sender und schon wird nicht mehr gefunkt, sondern stromsparend direkt über Kabel gesteuert. Ganz nettes Teil, die Beleuchtung lernt man bei Nachtaufnahmen zu schätzen auch wenn ich da eh immer mit Stirnlampe (incl. schwachem un augenfreundlcihem Rotlicht) unterwegs bin. Kein teures Knopfzellengemurks, zwei ganz simple Micro (AAA) Batterien/Akkus, wie ich sie auch in der Stirnlampe habe und im Falle eines Falles überall problemlos nachkaufbar sind.
Minuspunkte: Was die meisten dieser einfachen Auslöser nicht können, ist eine bestimmte Aufnahmesequenz mit dazwischenliegener Pause zu wiederholen, also z.B. tagsüber für 10 Stunden alle 10 Minuten ein Bild aufnehmen, 14 Stunden Pause, dann wieder 10 Stunden Bilder aufnehmen usw. und das LCD-Display mag keine Kälte. Bei Minusgraden muss das Teil warm gehalten werden, um zumindest die Einstellungen vornehmen zu können. Das Display verblasst dann zusehens, reagiert nur noch träge bis gar nichts mehr zu sehen ist – immerhin die Auslösung läuft weiter.

Das nonplusultra in Sachen Intervallauslöser: LRTimelapse Pro Timer

Dazu gibt es einen ausführlichen Bericht und hier das Video-Review:

Das Teil kann so ziemlich alles, was das Zeitrafferherz begehrt – hier ein paar Specs, die man bei anderen Modellen meist vergeblich sucht:

  • Intervalle auf 1/10 s einstellbar – auch unter 1 s
  • Bulb-Zeitraffer für (nachgeführte) Astroaufnahmen mit > 30 s Belichtungszeit
  • Intervallramping – d.h. die Intervallzeit ändert sich kontinuierlich über einen einstellbaren Zeitraum. Idel bei Sonnenaufgang/-untergang mit Übergang Tag/Nacht
  • AF-Signal, welches bei normalen Intervallometern für 1-2 s die Kamera blockiert, ist ausschaltbar
  • Wake-up um Ausschalten der Kamera bei langen Intervallen oder längerer Dauer bis zum Start der Zeitraffer zu verhindern
  • zwei Ausgänge um entweder zwei Kameras gleichzeitig zu steuern oder Slider u.ä. anzusteuern – mit einstellbarer Verzögerung
  • Firmware updatebar

KAUFEN !!!! 😉 Am besten hier, dann landen ein paar Cent bei mir und unterstützen die Seite 🙂

Die günstige Alternative zum Pro Timer 3: Der LRT ProTimer Free ESP II von Hans Vollmer

Long story short – Hans Vollmer hat den 2017 von Gunther Wegner ins Leben gerufenen Open Source Intervallauslöser weiterentwickelt und mit aktueller Firmware ausgestattet. Und man merkt schnell, dass der „LRT ProTimer Free ESP II“ eine echte Alternative zum aktuellen Profi-Timer des LRTimelapse-Entwicklers ist!

Zum Blogbeitrag mit Test/Vergleich mit Bezugsquelle und hier das Video-Review:

Batteriegriffe mit integrierter Intervallfunktion

Stromversorgung ist bei längeren Timelapsesequenzen eh ein Thema – mehr als 500 Bilder machen die wenigsten Kameras mit einer Akkuladung, bei niedrigen Temperaturen und/oder langen Belichtungszeiten gehen die Zahlen deutlich nach unten. Die erste Möglichkeit hier entgegenzuwirken ist die Verdopplung der Laufzeit durch einen unter der Kamera anzubringenen Griff der nicht nur Hochkantaufnahmen mit separatem Auslöser einfacher macht, sondern auch idR. zwei Akkus wie in der Kamera normalerweise verwendet enthält. Die gibt es praktischerweise auch mit Intervallgeber und somit lassen sich die viel zitierten beiden Fliegen mit der einen Klappe schlagen.
Meike_Batteriegriff
Braucht’s den Batteriegriff nicht, hat man auch kein Intervalometer und zumindest die günstigen von Fremdanbietern schaden der Stabilität des Aufbaus, die genannten Nachteile bezüglich Funktionsumfangs und Kälteempfindlichkeit des LCD-Displays gelten auch hier.

Firmwarehacks/-erweiterungen: Magic Lantern

Vorneweg: Die Kameras sind nicht dafür gedacht, mit externem Quellcode gefüttert zu werden. Die Ergänzungen sind natürlich nicht so getestet wie es bei den Herstellern (hoffentlich) üblich ist, es können kaum alle Eventualitäten und möglichen Kombinationen überprüft werden. Gerade MagicLantern in der EOS-Welt ist allerdings stark verbreitet und von ernsthaften Problemen ist mir nichts bekannt.

http://www.magiclantern.fm

Die Firmwareergänzung wird auf der Speicherkarte installiert und ist problemlos entfernbar – mit einer Karte ohne Magic Lantern (ML) läuft die Kamera auch wie gewohnt ohne die Extrafunktionen. Und die Extrafunktionen haben es in sich, zwar primär für Video gedacht aber auch für reine Fotographen ist etliches drin wo man sich fragen muss warum das die Hersteller nicht schaffen anzubieten:

  • fps-override Einstellbare Aufnahmefrequenz bei Video von 0,15 bis 65 Bildern pro Sekunde, ersteres bedeutet eine 200-fache Geschwindigkeit im fertig in der Kameras angelegten HD-Movie!
  • Intervalometer – von „takes pics like crazy“ 😉 über 1-10s in 1s-Stufen bis zu 8h in größeren Schritten. – einstellbare Startverzögerung von 0s bis 8h. – Autostop in 100er Schritten bis 5000 Bilder – Anzeige von Aufnahmedauer und resultierender Videodauer während der Einstellung
  • Bulb-Ramper Persönlich nicht so mein Ding aber das mag Geschmacksache sein, jedenfalls kann man die Belichtung kontinuierlich erhöhen (sunset) oder verringern (sunrise) und genau dafür ist die Bulbfunktion da und die macht das völlig unabhängig von den typischen Belichtungszeiten quasi stufenlos (1/1000 EV) um Belichtungssprünge zu vermeiden. Das Ganze auch mit Automatikfunktion mit einstellbarem maximaler Änderung von Bild zu Bild – bei Sonnenuntergang wird die Belichtung aber niemals wieder verringert nur weil gerade eine Spiegelung auf den Sensor fällt.
  • Focus-Ramp Jep – damit wird der Fokus von Bild zu Bild automatisch um einen konstanten, einstellbaren Betrag verändert! Für Timelapse z.B. um aus einer (echten) Unschärfe langsam scharfzustellen oder um von einem Objekt im Vordergrund mit unscharf ziehenden Wolken diese in den Fokus zu rücken etc. Funktioniert allerdings nur im stromfressenden LiveViewmodus und die Schrittweite ist leider recht groß, so dass die Schärfeänderung im fertigen Video sehr schnell vonstatten geht.
  • Bulb-Timer Von einer Sekunde bis 8 Stunden
  • HDR-Bracketing Das kann die Kamera doch auch mag der eine uns andere denken – stimmt, aber nicht mit bis zu 9 Bildern bzw. mit automatischer Bestimmung der nötigen Bildanzahl und mit bis zu 5EV statt der sonst maximal nur möglichen 2 – natürlich kombinierbar mit der Intervallfunktion!

Das nur eine kleine Auswahl, z.B. lässt sich die Verstärkung im LiveView ändern und die Nacht wird zum – wenn auch leicht verrauschten – Tag. Anzeige der Chiptemperatur (nette Info für’s Bildrauschen bei hohen ISO-Zahlen und langen Belichtungszeiten) und der Bildanzahl, Aussteuerungsanzeige und Verstärkungseinstellung für Audio, Cropmarks, Zebras usw. – wer eine kompatible EOS hat, unbedingt reinschauen!! Schlechte Nachricht für Nikonuser, außer https://nikonhacker.com ist mir hier nichts bekannt und das reicht nicht annähernd an Magic Lantern heran.

Steuerung über Slider & Co.

Wer über einen Slider oder ein sontiges Gerät verfügt, das für Bewegung der Kamera sorgt, benötigt idR. keinen separaten Intervallauslöser, da die Steuerung des Sliders das im Zusammenspiel mit der Bewegung sinnvollerweise mit übernimmt. Nun, wer so ein Teil hat, braucht wohl aber auch nicht so einen Text hier 😉 Die Zeit von nicht gerade komfortabel zu bedienendem MX2-Controller von Dynamic Perception, der zwei Gleichstrommotoren ansteuern konnte sind zum Glück Vergangenheit. Präzizere und leistungsstärkere Schrittmotoren sind inzwischen Standard und auch die Steuerungen – oft komfortabel über eine Smartphone-App – haben sich deutlich weiter entwickelt.

PC, Handheld, Handy & Co.

Von Canon gibt es immer noch die Software EOS Utility mit der Möglichkeit Intervallaufnahmen vom PC aus zu „programmieren“ und direkt auf diesem abzuspeichern – hier eine alte Version:
Was die Anzeige neben dem trivialem Minimum von zwei Aufnahmen verschweigt, ist das Maximum, welches aber offenbar von der Speicherkapazität am in den Voreinstellungen angegeben Speicherort begrenzt und daher variabel ist. Vierstellig geht jedenfalls, zusätzliche Speicherung auf der Karte lässt sich auch einstellen, ebenso wie alle Kamerafunktionen. Das minimale Intervall liegt bei 5s, was z.B. für tief/schnell ziehende Wolken zu lang wäre.

GBTimelapse

Mike Posehn von Granite Bay Software hat hier über etliche Jahre eine professionelle Software für die Zeitrafferphotografie mit EOS-Kameras unter Windows geschaffen. Die traurige Nachricht:

Due to current and recent economic conditions we regrettably must discontinue all retail operations.

Immerhin ein ordentlicher Abgang, da Support noch bis Ende 2022 geleistet wurde.

 Apps und sonstige Tools

Da’s wohl für alles eine App gibt, haben sich ein paar schlaue Leute natürlich auch schon in Sachen Zeitraffer damit beschäftigt und einige echt gute Sachen auf den Markt gebracht. So einige Apps um direkt mit der Kamera von Handy/Tablet Timelapsesequenzen aufzunehmen, an der Stelle aber welche zur Auslösung/Steuerung der Kamera:

  • CamRanger Smartes Teil für Canon und Nikon in der ersten version von 2012. Inzwischen als CamRanger 2 und CamRanger Mini in zwei Varianten erhältlich und auch mit Fujifilm und Sony kompatibel. Die dazugehörige App ist für IPhone/IPad, Android und PC/Mac verfügbar. Zwar ist kein (Mini)PC nötig aber die Hardware des CamRanger schlägt in den USA mit über 350$ zu Buche. In Deutschland über Amazon für satte 449 € erhältlich (Affiliate Link, 8-2023 – im Juli 2022 noch 389 €). Die Verbindung erfolgt über ein eignes WLAN, Kamerafunktionen werden so fernsteuerbar aber die Zeitrafferfunktionen sind doch eher eingeschränkt:
    Android Time Lapse Intervalometer
    Hier ein Video von enjoyyourcamera.com mit einer schönen Übersicht zu den Funktionen:

qDSLR-Dashboard – das Komplettpaket.

Leider aufgrund der fragwürdigen Politik von Apple seit Jahren (!) nicht für die mobile Apfelwelt verfügbar – angeblich wegen einer einzigen Beschwerde vom Appstore genommen 🙁 Ansonsten für Windows, Linux, Rasperry, MacOS und vor allem Android erhältlich. Die Androidversion kostet ein paar Euro aber das ist wirklich zu verschmerzen.

Die App macht weit mehr als in definierten Intervallen die Kamera auslösen lassen – sie kann auch prima die sonst sehr schwierig zu realisierenden Tag-Nacht-Übergänge steuern. Das funktioniert nicht über eine normale Belcihtungsmessung wie in der Kamera, sondern über die Analyse des Histogramms gemachter Aufnahmen. Aber was die App alles kann und wie perfekt sie in den Workflow mit LRTimelapse eingebunden ist, erklärt euch am besten Gunther Wegner von LRTimelapse.com 🙂

Leider gab es mit der Sony USB-Verbindung (die zudem ein OTG-Adapterkabel für Android benötigt) lange Probleme und die geteilten Bewertungen (sehr gut vs. sehr schlecht) im Appstore sprechen auch für modellspezifische Probleme. Die App benötigte für W-LAN Verbindung mit Sony-Kameras die Playmemories Smart remote control und die gibt es bei neueren Modellen nicht mehr. Meine Begeisterung war zwischenzeitlich daher deutlich abgeflacht. 2023 hab ich sie mal wieder rausgeholt und festgestellt, dass sich die aktuelle Version auf Anhieb per WLAN immerhin mit meiner A7r III verbindet. Da die im Automatikmodus bis in die dunkle Nacht nicht so perfekt arbeitet, wird qDSLR-Dashboard wieder regelmäßiger eingesetzt werden denke ich. Mit der A7s III kommt dagegen keine Verbindung zustande und per USB hakt es auch. Eine aktuelle Kompatibilitätsliste sucht man vergebens und etliche Fragen im Supportforum warten wohl ewig auf Antwort. Schade aber mangels besserer Alternative sollte man sich mit der App schon auseinandersetzen.

Stand: 09.11.2023

Eine Antwort zu Steuerung

  1. Daniel sagt:

    Danke für die Tipps 🙂

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