Die meisten werden schon allein aus finanziellen Gründen mit statischen Timelapse-Aufnahmen beginnen – fast Alle werden es entweder schnell sein lassen oder ebenso schnell den Wunsch nach der dynamischen Variante mit Kamerabewegung verspüren. Auch wenn die günstigste Variante in Sachen Kamerabewegung Pan-Shots, also mit einer Schwenkbewegung sind, beschäftigen wir uns zunächst mit der „üblichen“ Linearbewegung mit Hilfe von Slider oder Dolly. Erstere mit Gleitschlitten und bei letzteren wird die Kamera auf einem Wagen mit Rollen bewegt. IdR. lässt sich über eine Steuerung die Intervallzeit einstellen und die Geschwindigkeit mit der sich der Schlitten/Wagen zwischen den Aufnahmen bewegt – die Auslösung der Kamera erfolgt über die gleiche Steuerung idR. synchronisiert in den Bewegungspausen. Dabei bestimmt sich die Intervallzeit über das jeweilige Motiv und wie schnell man es im fertigen Bild bewegen lassen möchte – bei niedrigen Wolken z.B. nur 1-2s, bei Sternenaufnahmen oder wenn man einen durch die Erdrotation ziehenden Schatten einfangen möchte dagenen eher ca. 30s oder noch länger. Die Geschwindigkeit bzw. zurückgelegte Strecke von Bild zu Bild hängt gleich von mehreren Faktoren ab: Bezüglich der Effektwirkung primär von der Entfernung des Vordergrunds (ohne den braucht man kaum einen Slider!) zur Kamera und das in Abhängigkeit der Brennweite! Letztlich geht es um die Geschwindigkeit, mit der sich der Vordergrund von Aufnahme zu Aufnahme auf dem späteren Bild bewegt – also je größer der Abstand und je kleiner die Brennweite, desto höher kann/sollte die Geschwindigkeit des Sliders sein. Als Rahmenbedingungen gibt es außerdem noch die Länge des Sliders und die Anzahl der Aufnahmen bzw. deren Dauer zu beachten. Slideraufnahmen wirken nur mit einem Vordergrund, der relativ nah an der Kamera ist – ein gravierender Unterschied im Einsatzszenario gegenüber dem Kameraschwenk, der keinen solchen Vordergrund benötigt! Man sollte sich nun nicht aufgrund des vorhandenen Sliders dazu hinreißen lassen, unbedingt irgend etwas in der Vordergrund zu setzen wenn es das Motiv eigentlich gar nicht hergibt – dann lieber einen leichten Ken-Burns-Effekt in der Videobearbeitung einbauen! Praktisch natürlich eine digitale Steuerung mit einer exakten Eingabemöglichkeit aller Daten und einer reproduzierbaren Ausführung, was idR. nur über moderne Schrittmotoren statt herkömmlicher Gleichstrommotoren erzielt werden kann.
Marktübersicht
Es gibt hier ein unüberschaubares Angebot an Selbstbauprojekten (DIY – do it yourself), von denen einige auch den Weg in den Markt suchen. Ich habe auch mit so einem angefangen, das zunächst gesparte Geld gegenüber einem renommierten Hersteller entpuppte sich aber recht schnell als Fehlinvestition. Inzwischen nutze ich einen Stage One von Dynamic Perception – meist in Kombination mit dem Emotimo TB3 und einem Schrittmotor was um Längen komfortabler ist als die Steuerung über den hauseigenen MX2-Controller. Nachfolgend einige Modelle ohne Anspruch auf Vollständigkeit noch ist mit der Nennung oder Nichtnennung irgendeine Aussage über die Qualität verbunden.
Dynamic Perception Stage one – dynamicperception.com
Qualitativ hochwertiger Wagen mit acht kugelgelagerten Rollen, der auf 1″-Rohren fährt und über einen Zahnriemen angetrieben wird. Vertrieb in Deutschland über www.kids-of-all-ages.de wo ich auch meinen bezogen habe und durchweg zufrieden war – klare Empfehlung an Matthias Uhlig 🙂 Rund 1.500€ in 1,20m Länge. Gehört sicherlich zu den verbreitesten Modellen und der MX2-Controller als Open Source Projekt hat auch bei anderen Modellen starke Verbreitung gefunden und Ende 2013 mit dem Nachfolger MX3 eine weitere Verbesserung erfahren. Das Gerät ist zerlegbar und leicht, also bestens für Reisen geeignet. Die (erweiterbaren) Alu- bzw. neu och leichtere Carbonrohre sind mit rund 500€ pro Meter allerdings sündhaft bis unverschämt teuer – Präzision hin oder her. 1″ Alurohre gibt es auch anderweitig und viel günstiger, wer ein wenig basteln kann/möchte: FOBA-Alu-Rohre – die eigentlich sinnvolle konische Passung ist nur leider nicht so gestaltet, dass die Rohre nachtlos aneinander stoßen und man muss sich einen passenden Ring drehen lassen. Die Steuerung mit dem MX2 empfinde ich höchstpersönlich als nicht so gelungen – anderweitig wird das Teil eher gelobt, mag eine Eigenheit von mir sein – ich nutze ihn ausschließlich mit Schrittmotor anstelle des normalen DC-Motors und mit der Steuerung des Emotimo TB3. Schaut euch aber den Bericht von Gunther Wegner gemeinsam mit Matthias von Kids of all Ages an:
Weitere Slider:
- Dynamic Perception Stage Zero – ca. 920€ bei 1,8m Länge
- Digislider – www.digislider.co.uk Günstiger und manueller Slider aus England mit Motorisierungsoption in 75 und 100cm Länge allerdings mit DC-Motoren und analoger Steuerung – ca. 400€ bei 1m Länge + Zoll und Einfuhrumsatzsteuer.
- Nic-O-Slider – www.nicoengel.de Mit bekanntem MX2-Controller – rund 1.000€ bei 1m Länge
- Pocketslider – www.pocketslider.de aus Deutschland – 540€ bei 1m Länge
- Kessler – www.kesslercrane.com Pocket Dolly und CineSlider™ mit diversen Steuerungsmöglichkeiten und Preisen für Komplettsysteme im Bereich von Kleinwagen
- Ditogear Omnislider – www.ditogear.com Rund 1.900$ bei 1m Länge und mit Schrittmotor
- Shootools Camera Slider – www.shootools.com 150cm Pro-Kit mit PC-Steuerung rund 2.300€ , die Standardausführung gibt’s für knapp 1.400€
- …
Syrp Genie – http://syrp.co.nz
Das Teil bekommt eine extra Überschrift weil es auch nicht so recht in meine Kategorien passt 😉 Einerseits kann es simple Rotation, die aber sehr komfortabel programmierbar und andererseits schnell gewechselter Bodenplatte das ganze Teil mitsamt Kamera an einem Seil durch die Gegend ziehen. Auf einem Schlitten hängend an einem Seil, auf einem Skateboard stehend und was einem noch alles einfallen könnte. Da liegt definitiv die Stärke des genialen Teils, für pan-shots gibt es weitaus günstigere Lösungen. Aber schaut euch einfach das beeindruckende Video vom Hersteller an: Das Gerät ist robust und sauber gefertigt, allerdings auch recht schwer und mit 1000$ auch kein Schnäppchen. Eine Umdrehung schafft er laut Herstellerangaben in 5s, bei Linearbewegung sind max. 2,2cm/s bzw. 1,3m pro min machbar. Der eingebaute hochwertige Li-Akku ist zwar ganz nett, bedarf aber eines weiteren Ladegeräts. Dafür ist die Steuerung wirklich super gelöst auch wenn eine Selbstverständlichkeit wie ein sanftes „Anfahren“ der Rotationsbewegung erst mit einem inzwischen verfügbarem Firmwareupdate möglich war.
Die einzelnen Seiten aus „Slider & Co.“:
- Linearbewegung mit Slider, Dolly und Seilkamera
- Einfache Rotationsbewegungen
- Pan & Tilt und Kombination mit Slider/Dolly
Hallo Herr Fehr,
bin gerade dabei mir einen Slider mit Controler zuzulegen und dabei auch auf den Genie gestoßen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht, wenn Ichmal Fragen darf.
In dem Produktvideo sieht es by der Timelapseaufnahme aus, als würde schon ausgelöst obwohl die KAmera noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Läst sich die Wartezeit des Schlittens steuern? so das man den Schlitten ggf früher stoppt. Klar kommt es auf den Intervall der Aufnahme an.
Gruß W.Last
Das passt schon – ist ein wirklich ausgereiftes Gerät. Nicht gerade das leichteste mal vorsichtig ausgedrückt aber die doppelte Funktionalität hat natürlich schon was. Präziser für Slidershots ist ein Gerät mit Zahnriemen, wird sich aber bei den meisten Anwendungen in der Praxis nicht negativ auswirken denke ich. Ich habe den Genie bislang leider nur für zwei, drei lange Bewegungen über 10/15m auf einem Wagen bzw. Schlitten genutzt und das war cool 🙂
Besten Dank
Hallo,
für diejenigen, die Lust haben einen Slider selber zu bauen, habe ich auf meiner Web-Seite, jv-foto.de/technik/baubericht-meines-kamera-sliders/ , eine Baubeschreibung. Als Basis dient eine IGUS-Schiene, die Steuerung habe ich mit einem Arduino gemacht.
Gruß Jörg