Fünf lichtstarke 35mm Objektive für Sony E-Mount im Vergleich

Die beiden günstigen Samyang-Modelle, das Zeiss Distagon T*, das Sigma F1,4 und F1,2 buhlen um die Gunst des Autors.

5 Objektive im Test – zwei strauchen, welches macht das Rennen?

Gerade für Zeitraffer des Nachthimmels mit der Milchstraße kann es kaum weitwinklig genug sein, um den Bogen unserer Galaxie weitmöglichst abzubilden. Daher bin ich inzwischen mit den manuellen Objektiven von Samyang mit 12 und 14 mm Brennweite bei f2,8 und den lichtstarken Sigmalinsen mit 14 und 20mm Brennweite bestens versorgt. Um größere Deepsky-Objekte wie den Orionnebel oder die Andromedagalaxie im Zeitraffer vor terrestrischen Vordergrund abzulichten kam der Exot Samyang 85/1,2 dazu. Offensichtlich fehlt da im Fotografenparadies noch eine Brennweite – die Wahl viel auf die auch in den Landschaftsfotografie beliebten 35 Millimter.

Die Kandidaten

  • Das größte und lichtstärkste Objektiv im Test, das Sigma 35mm F1.2 DG DN - Preisempfehlung 1529,- €.

Allgemeine Objektivdaten

ObjektivSamyang AFSamyang MFSigma F1.4Sony F1.4 ZASigma F1.2
UVP [€]649539104917991529
Internetpreis [€]
(Jan. 2020)
51047072013901410
Gewicht [g]6457357556301090
Länge [mm]115,0137,5120,0112,0136,2
Durchmesser [mm]75,983,077,078,587,8
Filterdurch-
messer [mm]
6777677282
Winkel diagonal65,5°63,1°63,4°63,0°63,4°
Naheinstellgrenze [m]0,30,30,30,30,3
max. Abbildungs-
maßstab
1:5,9k.A.1:5,21:5,61:5,1
min. Blende1622161616
Anzahl Lamellen989911
Aufbau Elemente/
Gruppen
11/9
2x asph.
12/10
1x asph.
13/11
2x asph.
12/817/12
3x asph.

Auffällig:
Das Sigma 1,2 ist bei Preis, Gewicht und Abmessungen ganz „vorne“ und verlangt nach recht großen (und teuren) 82mm-Filtern. Die Samyangs heben sich mit relativ niedrigen Preisen von den Mitkonkurrenten ab und das (knapp) Kompakteste ist mit dem ZEISS Distagon laut Herstellerwunsch das mit Abstand teuerste Objektiv im Vergleich. Ob das im Januar 2020 gefundene „Schnäppchen“ (inkl. 100€ Cashback-Aktion von Sony) eine Ausnahme war, die es auf das Niveau des Sigma 1,2 „fallen“ ließ, muss man jeweils prüfen.

Lieferumfang – keine Überraschungen:
Alle Objektive kommen in einer Pappschachtel, mit Gegenlichtblende, ein wenig Papierkram und Objektivdeckeln. Den beiden Samyangs liegt eine Stofftasche mit Kordelzug bei, Sony spendiert einen Kunstlederköcher und die Sigmas kommen in rundum leicht gepolsterter Reißverschlusstasche – mit Abstand der beste Schutz beim Transport außerhalb der Fototasche.

Ausstattung

ObjektivSamyang AFSamyang MFSigma F1.4Sony F1.4 ZASigma F1.2
AF/MF-Schalternein-janeinja
"focus by wire"ja-neinjaja
Entfernungsskalaneinjajaneinnein
Tiefenschärfeskalaneinja, für 5 stopsja, nur f16neinnein
Blendenringneinrein mechanisch 1/2 Schritte f2-11, sonst ganze stopsnein1/3-Schritte + A-Modus1/3-Schritte + A-Modus
Bajonett-
markierung
nur optischnur optischoptisch & haptischoptisch & haptischoptisch & haptisch
FokusringMetall, leichtgängig, etwas ungleichmäßig
MF quasi nicht nutzbar
gummiert, "satter" gleichmäßiger Lauf mit Anschlaggummiert, etwas rauher Lauf über nur rund 90° mit "Softanschalg"Metall, satter gleichmäßiger Laufgummiert, satter gleichmäßiger Lauf
Sonstigeskeine EXIF-Daten an KameraSchalter für stufenlose Blende (Video)Schalter für stufenlose Blende (Video)
zusätzliche Taste

Auffälligkeiten Nr. 2

Schön für Leute, die viel oder sagen wir besser professionell mit Videos arbeiten und das mit fester Verschlusszeit – da bleibt für die Beleichtungssteuerung ISO und Blende – denn die Blende kann man beim Sony und dem 1,2er Sigma auf Wunsch auch stufenlos verstellen.
Eine Kleinigkeit, die man in der Nachtfotografie aber zu schätzen lernen kann, ist eine tastbare Markierung am Objektiv, um es souverän gleich in passender Position an der Kamera anzusetzen – nur Samyang verzichtet im Testfeld auf das kleine Feature.
Samyang AF mit Problemen beim manuellen Fokussieren:
Fly by Wire kennt „man“ ja von Flugzeugsteuerungen und modernen Autos. Das hat nun – bislang an mir vorbeigegangen – als „focus by wire“ auch Einzug in die Fotografie gehalten. Der Fokusring verstellt nicht mehr direkt mechanisch verbunden die Linsen, sondern dessen Rotation wird über einen Sensor elektronisch aufgenommen, verarbeitet und führt dann indirekt zum eigentlichen Scharfstellen. Der Vorteil liegt darin, dass die „Übersetzung“ angepasst werden kann und gleichzeitig ein schneller Wechsel von Nah zu Fern und ein extrem feinfühliges Fokussieren möglich wird. Beim Samyang ist das allerdings gründlich daneben gegangen wie hier im Video demonstriert:

Beim Samyang AF 35mm F1.4 FE ist manuelles scharfstellen bestenfalls Glückssache.

Bildqualität

Das ist äußerst bedauerlich, da das mit Abstand günstigste AF-Objektiv meinen Versuchen nach optisch an der Spitze liegt. Das Glücksspiel beim Fokussieren ist für die Astrofotografie allerdings ein K.O.-Kriterium.
Die nachfolgende Übersicht zeigt einen Ausschnitt eines unter konstanten Bedingungen fotografierten Testsheets im Zentrum. Für mich erstaunlicherweise zeigen sich recht deutliche Unterschiede in der Farbwiedergabe, die ich über die nötige Verschiebung, um ein neutrales Grau in Lightroom zu erreichen quantifiziert habe – ein Problem stellen siese minimalen Verschiebungen in der Praxis aber nicht dar. Referenz war das Sigma 1,4 DG, auch für die Helligkeitsunterschiede die sich bei nominell gleicher Blende ergeben haben:

Negativer Ausreißer beim Schärfeeindruck im Zentrum ist das manuelle Samyang, wohingegen bei den anderen Objektiven in der 1:1 Ansicht kaum signifikante Unterschiede auszumachen sind. Insgesamt schneidet das Samyang AF mit gleichbleibend guten Schärfeeindruck in allen Bereichen am besten ab, gefolgt vom Sigma F1,2 das sich bei Offenblende nur in den Ecken leichte Schwächen leistet. Schwächen zeigen das Sigma F1,4 und das Sony im unteren Bildbereich, das Sony scheint nicht perfekt zentriert zu sein, da die rechte Bildhälfte generell unschärfer erscheint als die linke. (Da dieser Effekt bei den anderen Objektiven nicht auftritt, schließe ich aufgrund der durchgängig fixierten Kamera einen Ausrichtungsfehler bei den Aufnahmen aus.)
Die Vignettierung in der folgenden Tabelle drückt die Helligkeitsunterschiede von Zentrum zu Bildecke in Belichtungsstufen aus, die Verzeichung den Unterschied in der Bildhöhe zwischen Zentrum und dem Bildrand. Beides lässt sich mit entsprechenden Profilen natürlich korrigieren – je weniger es zu korrigieren gibt, desto besser aber natürlich. Die Verzerrung halte ich bei allen Modellen für unkritisch – in der Astrofotografie mit eher selten vorhandenen klaren Linien wie es in der Architekturfotografie regelmäßig der Fall ist eh nicht. Anders sieht es bei der Vignettierung aus da wir uns in der Astrofotografie oft an der Grenze der Leistungsfähigkeit des Kamerasystems bewegen und einfach mal die Helligkeit um 2 EV hochzuregeln führt da leicht zu deutlichem Rauschen.

ObjektivSamyang AFSamyang MFSigma F1.4Sony F1.4 ZASigma F1.2
Vignettierung1,14 EV1,25 EV1,2 EV1,25 EV1,75 EV
1,15 EV (f1,4)
Verzeichung-1,45 %-1,73 %-0,78 %
-0,34 %
-1,97 %
Chromatische Aberration0,71 px.1,51 px.0,84 px.0,65 px.1,10 px
1,43 px (f 1,4)
Schärfeeindruck
Zentrum
+--+o+
Schärfeeindruck
unten
+----+
Schärfeeindruck
Ecken
+-o+ / -o
Sterne Eckenleichtes Coma, leichtes Überstrahlendeutliche Verzerrung und Comadeutliches Überstrahlen und Unschärfeleichtes Coma, leichtes Übertrahlen - rechts oben deutlich stärkerleichtes Coma, fast perfekt runde Sterne
Sterne Zentrumleichtes Überstrahlen bei hellen Sternendeutliches Überstrahlen bei hellen Sternenminimales Überstrahlen bei hellen SternenÜberstrahlen bei hellen Sternenleichtes Überstrahlen bei hellen Sternen
Sternabbildung
Abbildungsleistung bei Sternen im Zentrum und in der linken, unteren Bildecke im Vergleich – das Samyang MF hatte ich da leider nicht mehr zur Verfügung.

Nachfolgend noch einige Daten für die, die sie verstehen – ich habe mich auf die Übernahme der Chromatische Aberration in die obige Tabelle beschränkt.

Fazit

Eine glasklare Kaufempfehlung würde ich für das Samyang AF 35 F1.4 FE aussprechen wäre da nicht die Katastrophe beim für mich so wichtigen manuellen Fokussieren. Nach meinem Eindruck hat es das mit großem Abstand beste Preis-/Leistungsverhältnis und im Nachhinein ärgere ich mich ein wenig, es nicht mit einem anderen Exemplar versucht zu haben – vielleicht hatte ich nur ein Montagsmodell erwischt?
Eine Enttäuschung dagegen das manuelle Samyang – auch wenn es nicht gerade das neueste Modell auf dem Markt ist, optisch konnte man das auch damals schon besser.
Die verbleibenden beiden Sigma-Objektive und das Sony liegen eng zusammen, das Sigma 35/1,4 zeigt deutliche Schwächen in den (unteren) Ecken, das Sony glänzt mit geringster CA und Verzeichnung, das Sigma F1,2 hat halt F1,2 und das leicht irrationale Argument hat bei mir den Ausschlag gegeben ein weiteres Sigmaobjektiv in die Fototasche aufzunehmen.

Dieser Beitrag wurde unter Ausrüstung abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert