Welches Weitwinkel für die Canon 600D?

Tje – das war die Frage, die sich mir stellte nachdem ich mir schnell vor einem Urlaub die 600D als Zweitgehäuse angeschafft hatte. Das Setobjektiv EF-S 18-55mm 1:3,5-5,6 IS II läuft im Gegensatz zum Body eher unter „Spielzeug“ – niedrige Lichtstärke, fürchterliche Haptik, selbst das Bajonett ist aus Plastik. Ein sehr leichtgängiger und wackeliger Fokusring ist für Timelapse-Aufnahmen mit oft manueller Scharfstellung auch nicht das gelbe vom Ei und bei 18mm am Cropsensor (entsprechend ca. 29mm Vollformat) ist das Sichtfeld oft auch zu schmal – insbesondere wenn es um den Nachthimmel mit Milchstraße geht. Um die optischen Eigenschaften musste ich mich da gar nicht weiter kümmern um zu wissen, dass da im Weitwinkelbereich was anderes her muss, für die anderen Brennweiten sind die teuer bezahlten Vollformatobjektive ja bestens einsetzbar.

Dagegen bringt die 600D aber vieles mit, was für mich wichtig ist – z.B. RAW-Format, Belichtungsreihen (leider wie auch die 5d nur +/- 2 EV), Spiegelvorauslösung, Live-View mit 10-fach Lupe zur manuellen Scharfeinstellung und natürlich manueller Belcihtungsmodus. In Sachen Sensorrauschen kommt sie natürlich nicht an die 5D Mark II heran aber dafür hält sich der Preis auch im Rahmen.

Was gibt es nun für (non-Fisheye) Weitwinkel für Canon Crops?

  • Canon EF-S 10-22mm 1:3.5-4.5 USM – 945,-€ UVP
  • Sigma 8-16mm F4,5-5,6 DC HSM – 999,-€ UVP (mir zu lichtschwach)
  • Sigma 10mm F2,8 EX DC Diagonal-Fisheye HSM – 839,-€ UVP (das 15mm DX habe ich bereits)
  • Sigma 10-20mm F4,0-5,6 EX DC / HSM – 649,-€ UVP (mir zu lichtschwach)
  • Sigma 10-20mm F3,5 EX DC HSM – 899,-€ UVP
  • Tokina 11-16mm F2,8 AT-X 116 PRO DX (interessant die Anfangsblende 2,8!)
  • Tokina 12-24mm F4.0 AT-X 124 PRO DX II

Ehrlich gesagt: So ganz genau weiß ich nun auch nicht mehr warum ich das Canon aussortiert hatte (O.K. – bei Traumflieger.de kommt es – allerdings ohne ausführlichen Test – nicht gut weg) aber letztlich habe ich mir das Tokina 11-16 wegen der Lichtstärke und das lichtstärkere von den beiden 10-20mm Sigmas bestellt.

Tokina 11-16mm F2,8

Sigma 10-20mm F3,5

Bildwinkel (diagonal) 104 bis 82° 102,4 bis 63,8°
Optischer Aufbau 13 Linsen in 11 Gruppen 13 Linsen in 10 Gruppen
AF-Motor Ultraschall
Fokussierung

Innenfokussierung

Zoomeinstellung

Drehzoom

Kleinste Blende

22

Naheinstellgrenze 30cm 24cm
Größter Abbildungsmaßstab 1:11,6 1:6,6
Filterdurchmesser 77mm 82mm
Abmessungen – AD x Länge ?? x 89,2mm 87,3 x 88,2mm
Gewicht 560g 520g
Mitgeliefertes Zubehör Köcher, Gegenlichtblende LH873-01 (tulpenförmig)
AF/MF-Umschaltung „One-touch Focus Clutch“ Schiebeschalter

Um mal hinten anzufangen: Focus Clutch – was ist denn das ? Tokinas innovative Umschaltung von manuellem auf Autofokus. Statt dem üblichen kleinen Schiebeschalter in Bajonettnähe wird hier der komplette Fokusring vor- bzw. zurückgeschoben. Nun ist innovativ nicht immer gleichbedeutend mit gut und so sehe ich das auch hier: Nicht zuletzt durch den exrem leichtgängigen Fokusring ist eine Umschaltung auf manuellen Fokus ohne diesen zu verstellen kaum möglich. Das Sigma überzeugt dagegen durch einen an manuelle Objektive erinnernde Bedienung, die vielleicht fast sogar ein Tick in Richtung „schwergängig“ geht, jedoch eine präzize Scharfeinstellung ermöglicht, die sich auch bei eventuellen ruckartigen Kamerabewegungen nicht verstellt.

Köcher und Gegenlichtblende sollte bei der Preiskategorie inklusive sein, beim Tokina gilt es das Zubehör zum Objektivpreis hinzuzurechnen.

Vorteil des Tokina ist die höhere Lichtstärke von gut einer halben Blendenstufe um die man bei wenig Licht immer dankbar sein wird. Bei Timelapse mit stabilem Stativ wird das zwar fast nur bei Nachtaufnahmen relevant aber der Belichtungszeit sind durch die Erdrotation Grenzen gesetzt und höhere Empfindlichkeit bringt mehr Rauschen mit sich – hier geht Lichtstärke eigentlich über alles. Die höhere Lichtstärke des 2,8er Tokina ist im Vergleich zum 12-24mm mit f4,0 über den verringerten Brennweitenbereich erkauft – die 16mm sind keine 1,5 mal „länger“ als die Anfangsbrennweite von 11mm – das Sigma bietet mit 10-20mm immerhin Faktor 2.

Nochmal Fokus und dem unerfreulichem Teil für das Tokina – zumindest für meins: Erst dachte ich ja, dass das Objektiv einen Anschlag bei unendlich hat (gibt’s das überhaupt bei AF-Objektiven?), denn weiter als bis zur Unendlichmarke ließ sich der Fokusring nicht bewegen. Dann musste ich aber feststellen, dass sich das Tokina bei 11mm manuell nicht auf unendlich fokussieren lässt. Der AF fährt bis zum Anschlag und meldet zwar scharfgestellt, was sich aber spätestens mit Überprüfung im Liveview bei 10-facher Vergrößerung als falsch herausstellt und was soll ich mit unscharfen Sternen bei nötiger Offenblende? Obendrein zeigt sich bei 11mm auch ein Frontfokus:

Damit war das Tokina „gestorben“ und (nicht ganz) unabhängig von dem K.O.-Kriterium der fehlenden Unendlichfokussierung gab die bessere manuelle Fokussierung, die mir besser liegende AF/MF-Umstellung, der größere Brennweitenbereich und auch der größere Filterdurchmesser mit der Hoffnung auf eventuell sogar zwei vignetierungsfrei anzubringende Filter den Ausschlag für das Sigma und ich habe mir erst gar kein zweites Tokina mehr zum testen geholt.

1:1-Ausschnitte des Tokina (11mm oben) und vom Sigma (10mm, unten) – jeweils bei Offenblende und ohne Nachbearbeitung. Die Unschärfe vom Tokina ist eklatant.

Schneller Check der Zentrierung mit gleichem Motiv und 1:1-Abbildung (Bild anklicken für Originalgröße) der Bildecken entlarvt mein Tokina endgültig als Montagsmodell – kann vorkommen, durch die Endkontrolle dürfte so ein Objektiv aber nicht kommen!

Schärfeabfall ist naturgemäß in den Ecken bei beiden Objektiven vorhanden, nicht eklatant aber sauber zentriert ist das Tokina auch nicht – auf der linken Seite zeigt es deutlich mehr Unschärfe als auf der rechten.

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