Silvester auf Teneriffa und die guten Vorsätze …

Gute Vorsätze für’s neue Jahr hatte ich mir vorsichtshalber keine vorgenommen aber frisch einen für’s nun schon „alte“ Jahr 2019: wieder mehr „bloggen“. Mit dem Beitrag zu Silvester/Neujahr bin ich schon mal früher dran als 2015/2016 – der kam erst Anfang Februar und bis heute nur eine Handvoll Beiträge …

Morgendämmerung mit einem nur noch zu 3% Mond beleuchteten Mond über dem Calderarand auf gut 2.000 Meter.

Treffen mit Gunther von LRTimelapse.com

Passend dazu fast ein wenig peinlich: als LRTimelapse-Nutzer fast erster Stunde (seit 2011) hab ich gestern endlich Gunther Wegner live getroffen – witzig dabei: Auf Teneriffa 😉 Er hatte ja angekündigt mit Diana nach den Feiertagen eine zeitlang auf der „Insel des ewigen Frühlings“ zu verbringen, ich kurzerhand eine Message losgeschickt und siehe da – wir sind auch noch in der gleichen Stadt! Nein, keine Beweis-Selfies und keine Interna aber schaut auf seinem Blog vorbei wenn ihr nicht eh regelmäßige Leser seid. Zuletzt eine prima Beitragsreihe mit wie immer tollen Bildern, Praxistips von der Bonaire-Reise – einen tollen Film und D850-Review gibt’s obendrein.

Teneriffa
So – Teneriffa. Mal wieder. Na, ja – was soll ich sagen, es ist einfach eine tolle Insel mit vielen Facetten und nach vier Flugstunden zum Jahreswechsel im „Sommer“ zu sein hat nun auch was für sich! Nachteil des schönen Wetters hier – nicht so wirklich zeitraffertauglich. Zu der Jahreszeit bleibt auch hier der attraktivste Teil der Milchstraße unterm Horizont und – was ein Ärger – weit und breit sind keine Wolken zu sehen. Selbst die so sonst beständig sich bildenden und wieder auflösenden Passatwolken im Orotavatal bleiben seit Tagen aus und mangels entsprechender Bewegung gibt’s auch eher wenig zu zeitraffern. Einfach nur Sonne pur – gefühlt über 30°, AEMET gibt offiziell 22° an – könnte schlimmer sein 🙂

Die untergehende Sonne direkt über der Spitze des Teide an dem einen Tag, an dem sich ein paar Wolken zeigten. Der „Regenbogen“ entstand ganz ohne Regen im Objektiv durch Brechung/Beugung an den Linsen …

Silvester

Aber wenn schon zu Silvester hier, dann doch auch ein paar Bilder schießen – geplant war einmal „von oben“ auf die Insel runter, von der Hauptstadt Santa Cruz und von Purto de la Cruz. Da’s zwar im Vergleich zur Heimat eine Stunde Zeitverschiebung gibt aber nicht auf der Insel selbst, mussten zwei Kameras selbstständig knipsen. Natürlich die aufwändigste Aktion war dann ein kompletter Reinfall:

Blick vom Teide für 4s statt über die ganze Nacht mit Silvesterfeuerwerk 😉

Von 3.500m hat man zwar einen schönen Überblick über das Orotavatal die Nordküste entlang und die 6d mit externer Stromversorgung sollte mit dem Timelapse+ View einen Tag-Nacht-Tag Zeitraffer mit Silvesterfeuerwerk, Sternen und am besten noch Wolkenbildung aufnehmen.

zu kalt für den Akku 🙁
Toller Plan, den ich aber ohne das BMS (Batteriemanagementsystem) der XTPower Powerbank gemacht habe – das hat nach einer halben Stunde eiskalt einfach abgeschaltet. Martin Heck, der alte Zeitrafferfuchs meinte gleich „Klassiker“ (aka ey weiß man doch) und auch Gunther war nicht neu, dass die ihren angegeben Temperaturbereich (0-40°) „ernst“ nehmen und zum Schutz des Akkus bei Temperaturen unter 0° abschalten. So viel zu Sonne, 22° und so – auch auf Teneriffa hat’s nun mal nachts in der Höhe Frost und mit der Aufnahme war’s nix. Meine vorherige Bastellösung mit 7,2 V Modellbauakku direkt an den Akku-Dummy war im Gegensatz zur Powerbank die billigere und zumindest diesbezüglich „bessere“ Lösung 😉 Wieder was gelernt und Anlass für einen Technikbeitrag dazu in den nächsten Monaten …


Shot/Spot Nr. 3 war auch nicht so der Brüller – nett zwar der Plausch mit dem Ehepaar aus Sachsen, beide ein Arbeitsleben lang beim „VEB Staatliche Porzellan-Manufaktur Meißen“ bzw. nach der Wende in gleichnamiger GmbH und zum 23. Mal über Winter auf Teneriffa – aber so richtig was los an Feuerwerk war nicht. Der Blick vom Taoropark als Pflichtziel für jeden Puertobesucher Richtung Hafen ist zwar traumhaft. Angelegt als Garten des zur Eröffnung 1892 größten Hotelkomplexes in ganz Spanien hat die Anlage als öffentlicher Park überlebt (das Grand Hotel Taoro brannte 1929 nieder, beherbergte nach dem Wiederaufbau einige Jahre das Casino und harrt nach jahrelangem Leerstand seit 2012 der angekündigten Reaktivierung durch die Inselregierung – manana …). Aber ein kurzes, eher unspektakuläres Feuerwerk der Stadt von einer Abschussposition am Hafen und ein paar einzelne Raketen war alles. Privates Silvesterfeuerwerk ist wohl verboten und daher gibt es auch nicht wie in Deutschland in jedem Supermarkt die Pyrotechnik zu kaufen. Nüchtern betrachtet natürlich absolut sinnvoll – die bösen Geister des alten Jahres hält eh kein Böller ab ins neue Jahr zu wechseln, der Krach ist unsinniger Belastung für die gesamte Tierwelt, es bringt noch unsinnigere Luftbelastung mit sich (15% der Menge an Feinstaub den der Straßenverkehr im ganzen Jahr einbringt – und man schau sich die aktuelle Hysterie in dem Bereich an!), ohne Ende Müll auf den Straßen und zahllose Verletze jedes Jahr durch unsachgemäßen Gebrauch und es wird ganz einfach eine Unmenge an Geld schlichtweg verbrannt. Seufz – aber schön anzuschauen kann’s schon sein:

Spot Nr. 2 oberhalb von Santa Cruz

Abenteuerliche Anreise wenn auch nicht so aufwändig wie zum Teide zur „Pista Militar“ im Ortsteil Barrio de la Alegria – unglaublich wie dicht man Häuser aneinander bauen kann und wo die Tinerfeños auf schmalsten Straßen mit eingeklappten Spiegeln parken und man mit einem Citroen C3 zumindest einen Spiegel einklappen muss um durchfahren zu können obwohl die eine Reifenseite schon halb im Graben steht – das Ganze natürlich mit Gegenverkehr 😉
Wie auch immer, 10min weiter zu Fuß in der späten Dämmerung noch ein paar Meter die Felsen des Montana de la Altura hochgeklettert und die gute alte 700d mit Akkugriff und dem 14mm Samyang (also wegen Cropfaktor rund 21mm effektive Brennweite) mit Ministativ und ein paar Steinen auf Hafen und Stadt ausgerichtet. Mit der Erfahrung aus früheren Feuerwerksaufnahmen habe ich ISO 100, Blende 11, 8 s eingestellt und die Testaufnahme zeigte die meisten Lichter der Stadt nicht ausgebrannt – passt. Kaum zu glauben bei den Einstellungen aber auch damit sind mit ein wenig Postprocessing Stern-Strichspuren zu sehen! Die Aufnahmen erledigte MagicLantern – ein Traum an Firmwareergänzung für Canonnutzer. Ab 23 Uhr alle 9 s ein Bild und das 1350 mal und im RAW-Format natürlich – so bekommt man schnell Speicherkarten voll 😉
Nun – am nächsten Tag war die Kamera noch da und im Gegensatz zu der auf 3.500m hatte sie auch fleißig ausgelöst und war sogar noch an. Mit 4000 Kelvin habe ich die Farbtemperatur recht „kalt“ eingestellt um die gelbe Straßenbeleuchtung nicht allzu aufdinglich wirken zu lassen. Lichter etwas runter, Tiefen hoch und als LRTimelapse-Sequenz exportiert – schließlich will man sich das Ganze auch als Zeitraffer anschauen 😉 Die fertigen JPGs habe ich in die Freeware StarStaX von Markus Enzweiler gesteckt und mit Blendingmodus „Aufhellen“ ein Gesamtbild erstellt (1350 RAWs möchte man nicht als Ebenen in Photoshop haben – das Resultat wäre identisch und sicher auch sukzessive mit einem Script erreichbar aber das macht StarStaX ja schön einfach mit einem Mausklick, allerdings nicht direkt mit RAWs). Dann doch noch in Photoshop, um die Unruhe im Hafen durch ein auslaufendes Schiff rauszunehmen, ein wenig Anpassung in Lightroom, ein paar Hot Pixel weggestempelt und beim Himmel für die Strichspuren Weißregler und Klarheit hochgezogen – fertig 🙂

Deep Sky

Nicht so ganz „mein Ding“ auf Dauer – der Aufwand für gute Bilder ist einfach immens und wer braucht den tausendsten Orionnebel? Im Gegensatz zur Landschaftsfotografie kann man ihn nicht wirklich „in Szene“ setzen, aus ungewöhnlicher Perspektive oder mit ungewöhnlicher Brennweite zu unterschiedlichen Jahres- oder Tageszeiten und Lichtstimmungen aufnehmen. Aber faszinierend ist es doch, selbst das eine und andere Objekt am Himmel mal festzuhalten.

Der große Nebel des Orion mit 600 mm Brennweite – neben dem Andromedanebel typisches Einsteigerobjekt am Nachthimmel

Eher „mein Ding“ ist, etwas terrestrisches in den Vordergrund mit aufzunehmen – hier das Sternbild Orion über dem Teide Observatorium:

Sternbild Orion über dem Teide Observatorium

Das Ganze noch als Panorama mit gut 10.000 Pixel Kantenlänge auch gut als Poster druckbar 🙂 Rechts unterhalb der drei Gürtelsterne erkennt man den Orionnebel als etwas unförmigen Fleck. Auffällig der gelbe Stern – Beteigeuze, der „Schulterstern des Orion“. Er gehört zur Klasse der roten Überriesen, ist am Ende seiner Lebenszeit, daher nicht mehr so heiß und strahlt somit im langwelligerem Bereich und eben eher gelblich. Riesig ist er wirklich – er hat rund den 1000-fachen Durchmesser unserer Sonne und strahlt im sichtbaren Bereich rund 10.000 Mal so hell! Irgendwann in 1000 bis 100.000 Jahren wird er als Supernova auf der Erde ein mit bloßem Auge sichtbares Spektakel bieten – wenn es „uns“ da noch gibt …
Es wurde übrigens kein Filter eingesetzt – ein leichter Wolken- oder Staubschleier hat dafür gesorgt, dass die helleren Sterne größer erscheinen und das Sternbild so auch fotografisch klar auszumachen ist.

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