Spiegelreflexkameras (DSLR) und spiegellose Kameras (DSLM)

So richtig interessant mit der Timelapse-Fotografie wird es erst mit dem Einsatz von „richtigen“ Spiegelreflexkameras oder deren spiegelloser Weiterentwicklung. Weshalb?

  • Wechselobjektive – für jede Aufnahmesituation das richtige Objektiv: mehr Weitwinkel, mehr Tele, mehr Lichtstärke, mehr Schärfe als bei jeder Kompakten
  • beliebige Steuerung von Verschluss- und Intervallzeiten über Fernauslöser (O.K. – nicht DAS Argument, gibt’s bei einigen Kompakten und Bridge-Kameras auch)
  • deutlich bessere Lichtempfindlichkeit, weniger Rauschen bei Nachtaufnahmen – vernünftige Astrofotografie ist überhaupt erst so möglich
  • allgemein leistungsfähigere Sensoren, Möglichkeit im RAW-Format aufzunehmen und mit mehr Spielraum in der „Entwicklung“ weiterzuverarbeiten
  • idR. alle Autofunktionen abschaltbar (AF, Weißabgleich, Empfindlichkeit etc.), was bei Timelapse wichtig ist
  • externe Stromversorgung für längere Aufnahmedauer bei langen Belichtungszeiten möglich

Marken- oder Modellempfehlung gibt’s hier keine – meine Entscheidung viel aus wenig rationalen Gründen 2011 auf Canon (5D MII, als Zweitgehäuse 600D/700D und dann 6d).
Inzwischen Umstieg auf Sony mit der selbst astromodifizierten A7s, einer A7r III und der A7s III – bei einem Haufen Objektive mit Canonanschluss ist das mit den Adaptern nicht gerade ideal. Die System-/Markenentscheidung beim Einstieg ist also schon eine wichtige und sollte gut überlegt sein. Weshalb nun die Sonys? Weil die A7s in Sachen Lichtempfindlichkeit um Welten vor allem was Canon im Angebot hatte lag. Von der Handhabung her vermutlich nicht nur von Canon kommend eine Katastrophe, da hat Sony mit aktuellen Modellen deutlich dazugelernt. Canon und Nikon sind spät in den spiegellosen Markt eingestiegen aber sie haben das mit ausgereiften Modellen getan. „Die“ beste Zeitrafferkamera gibt es nach wie vor nicht und das wird wohl so bleiben.

Autofokusgeschwindigkeit und ausgefuchste Belichtungsprogramme mit Mehrfeldmessungen etc. sind für Timelapse weitgehend irrelevant – einige Punkte sollten aber bei einem anstehenden Kauf bedacht werden und sind zumindest im unteren Preissegment nicht unbedingt selbstverständlich:

  • Spiegelvorauslösung – verhindert Unschärfen durch minimale Kamerabewegungen durch das Wegklappen des Spiegels. Klingt an den Haaren herbeigezogen, ist aber insbesondere bei nicht ganz bombemfesten Stand des Stativs und Belichtungszeiten von nur wenigen Sekunden absolut relevant! Nicht mehr relevant ist das natürlich bei DSLM-Modellen ohne klappende Spiegel.
  • Live View – die Einstellung des Bildausschnitts geht einfach bequemer vonstatten, die Belichtungsbeurteilung per Histogramm ist Gold wert, ebenso die manuelle Fokussierung per Lupenfunktion insbesondere bei Nachtaufnahmen, wo der Autofokus versagt und das Objektiv zudem keinen Unendlich-Anschlag hat. Auch hier wieder: Bei den sich immer mehr durchsetzenden „Spiegellosen“ ist das kein Thema weil es ja nur noch die elektronische Anzeige gibt.
  • RAW-Format – was in der Kamera schon verarbeitet wurde und als jpg abgespeichert wurde, ist nuir noch bedingt bearbeitbar. Der Belichtungsspielraum ist größer – immer wieder erstaunlich, was aus vermeintlich schwarzen Bereichen in RAWs aufgrund der idR. größeren Bittiefe mit mehr Detailinfos noch rauszuholen ist und die verlustbehaftete jpg-Kompression unterbleibt natürlich auch. Nachteil: 20-25 MB für ein 20 MP-Bild oder auch mal an die 100 MB für unkomprimiertes RAW einer Sony A7r und vergleichbare. Da hat das Rohmaterial für eine 10s-Sequenz schnell 30 GB …
  • klapp- und drehbares Display – ein Segen bei bodennahen Aufnahmen und ähnlichen Situationen 😉
  • interner Intervallgeber – praktische Sache weil immer dabei aber für mich kein ausschlaggebendes Argument zudem Einstellungsänderungen bei laufenden Aufnahmen meist nur bedingt möglich sind.

Objektive – meist ist Weitwinkel angesagt

„Das“ Timelapseobjektiv gibt es auch nicht, idR. wird man sich aber im Weitwinkelbereich bewegen und für den Anfang reicht sicher ein Standard- oder besser Weitwinkelzoom. Nachtaufnahmen außen vor ist sogar die Lichtstärke (max. Blendenöffnung) „egal“. Weshalb? Nun, hohe Lichtstärke bedingt neben hohem Gewicht und hohen Kosten zwar auch zwei positive Dinge: Einmal eine geringere Schärfentiefe bei Offenblende, z.B. um Objekte möglichst „freizustellen“, Hinter- und/oder Vordergrund verblassen in der Unschärfe. Zum anderen natürlich ermöglicht es u.a. kürzere Verschlusszeiten bei schlechten Lichtverhältnissen. Da wir die gemäß der 180°-Shutter-Regel (Belichtungszeit = 1/2 Intervallzeit) aber eh relativ lang halten möchten und das oft nur durch künstliche Lichtverknappung (ND-Filter) überhaupt erreichen können – auch kein zwingender Grund für ein Objektiv mit hoher Lichtstärke. Für Nachtaufnahmen, insbesondere von Sternen oder gar der Milchstraße ist aber Lichtstärke Pflicht – sei es um überhaupt eine Scharfstellung vornehmen zu können oder natürlich wichtiger, um die Verschlusszeit bei Einzelaufnahmen so gering zu halten, dass keine Strichspuren durch die Erdrotation entstehen und die Empfindlichkeit und somit das Rauschen niedrig zu halten.

Weitere Objektive

Mit leider sündhaft teuren Tilt-Shift-Objektiven lassen sich auch beeindruckende Timelapsevideos erstellen, die über das aus der Achse verschobene Objektiv und den dadurch entstehenden Schärfeverlauf einen Miniatureffekt hervorrufen. Das lässt sich allerdings auch so ähnlich mit einigem Aufwand im Post bewerkstelligen. Makrotimelapse von der Entwicklung von Blumen, Pilzen o.ä. mit den passenden Objektiven sind natürlich ebenso denkbar wie Aufnahmen mit Teleobjektiven. So ist ein Zoom auf Wolken – ergänzend zur Weitwinkelaufnahme durchaus reizvoll oder auch um Objekte perspektivisch näher zusammenzurücken oder einfach um entfernte Objekte wie Sonnen-/Mondauf- oder -untergang im Detail einzufangen, wie hier anlässlich einer Mondfinsternis 2022 auf Teneriffa:

Stand: 25.08.2023

2 Antworten zu Spiegelreflexkameras (DSLR) und spiegellose Kameras (DSLM)

  1. Rami sagt:

    Hi
    Ich hätte da eine Frage. Wie groß/schnell muss die SD-Karte sein wenn ich einen Sonnenaufgang fotografieren möchte?

  2. Uli Fehr sagt:

    Die Größe hängt davon ab, wie viele Bilder du machen möchtest bzw. wie viele Sekunden das Zeitraffervideo umfassen soll – idR. handelt es sich ja nur um wenige hundert Bilder – die Speicherkapazität für eine einzelne Sequenz ist also mit aktuellen Karten die ja kaum unter 16GB umfassen kein Thema.
    Die Geschwindigkeit hängt vom Aufnahmeintervall ab – alles was über vielleicht 5s liegt, dürfte für aktuellen Karten unkritisch sein. Bei 25MB-RAW Files kommt man rein rechnerisch auf 5MB/s nötige Schreibgeschwindigkeit, das sollten alle hinbekommen. Beim Untergang der Sonnenscheibe mit Zoom muss man schon auf 1s Intervalle runtergehen – da braucht es dann schon eine schnelle Karte und das geht u.U. auch nicht mit jeder Kamera. Mit <50mm und wenn die letzten paar Grad über dem Horizont inkl. Abendrot nach Untergang aufgenommen werden soll reden wir von vielleicht 45min und die auf 10s gerafft macht 9s-Intervalle und das ist in Sachen Geschwindigkeit völlig unkritisch.

    Einfach testweise mit der Intervallzeit runtergehen und schauen was der Puffer der Kamera sagt bzw. ob die Auslöseintervall beginnen unregelmäßig zu werden – dann ist der Puffer voll und die nächste Auslösung muss warten bis die genügend Daten auf die Karte geschrieben wurden.

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