360° VR Night-Timelapse

Eigentlich ist das mit Zeitraffer selbst am Tag und mit nur einer Kamera schon kompliziert genug. Es kann alles Mögliche schiefgehen und man sammelt schier unglaubliche Datenmengen an. Wem das nicht reicht, der setzt noch Kamerabewegung mit drauf oder nimmt Tag-Nacht-Übergänge („Holy Grail“) auf. Oder packt vier Kameras auf ein Stativ und nimmt damit gleichzeitig Bilder auf, um die vierfache Datenmenge zu einem VR-Video zu verrechnen. Nachts. Natürlich.

Wie geht man vor, um solche Videos zu erhalten?

Leider ist das eine ziemliche Materialschlacht da es (sinnvoll) nur mit mehreren Kameras funktioniert. Möchte man eine 360×180° Sicht haben, also rundum vom Boden bis zum Zenit („vollsphärisch“), muss der Bereich mit Überlappung vom Set-Up komplett abgedeckt werden. Für ein Panorama-Foto kann man einfach zeitlich versetzt mehrere Aufnahmen mit der gleichen Kamera machen – hier würde das gleich mehr Kameras und Objektive bedeuten.

Kamera Set-Up

Also sollte man mit so wenig wie möglich Kameras und daher mit sehr weitwinkligen Objektiven arbeiten. Im Extremfall mit drei 180° Fisheye Objektiven, die horizontal eine ausreichende Überlappung bieten und leicht nach oben gekippt auch im Zenit sicher Überlappen, so dass es keine Probleme bei der Panoramaerstellung gibt. Im Nadir (senkrecht nach unten) bleibt dann zwar eine Lücke aber da steht eh das Stativ und den Bereich füllt man in der Bearbeitung einfach mit einem Logo. Oder lässt das „Loch“ mit der generativen Füllung von Photoshop & Co. verschwinden. Ich hatte zunächst gar keine vollsphärischen Panos im Sinn und schon gar keine Zeitraffer, sondern wollte nur sehr breite Startrailbilder machen. Daher habe ich mir zu dem vorhandenen Samyang 12/2,8 ein weiteres gebrauchtes gekauft. Schnell war zwischen den beiden quer ausgerichteten 12 mm Linsen noch ein 14er hochkant und in der Bearbeitung dachte ich schnell „Wow, ist das cool!!“.
Tje und nun sieht es also mit vier 12mm Linsen an verschiedenen Kameras so aus:

Klar – perfekt wäre es mit vier identischen Kameras aber bei der nötigen Qualität für Milchstraße & Co. kauft man die ja nicht mal eben so. Auch wenn es inzwischen vier Sony-Kameras sind (die gute alte 6d ist „nur“ noch Backup), macht es die astromodifizierte A7 III nicht einfacher in Sachen Farbabgleich und einfach mit Weißabgleich auf Graukarte war es natürlich nicht getan.

Dann gilt es die Kameraeinstellungen vierfach zu checken und ich verrate jetzt nicht, wie oft ich das nicht hinbekommen habe:

  • Akku voll und Speicherkarte eingelegt aber „leer“?
  • AF aus und sauber fokussiert?
  • M-Modus?
  • passende Belichtung gecheckt und gleich eingestellt? (Offen-) Blende, ISO, Belichtungszeit, Weißabgleich
  • Ausrichtung der Kameras – etwa gleichmäßige horizontale Überlappung gegeben und Zenit abgedeckt?
  • Nach Start der Zeitraffer überprüfen, ob alle Kameras ausgelöst haben und mindestens noch die 2. erfolgreiche Auslösung abwarten.

Wie steuert man die Kameras?

Das einfache ist noch die Triggerung – nimmt man es nicht allzu ernst und will es nur mal ausprobieren, nimmt man den internen Intervallauslöser mit unterschiedlicher Verzögerung zum Start und drückt bei zwei Kameras gleichzeitig den Auslöser. Dann entsprechend später passend den dritten (und vierten). Bei 360°-Aufnahmen kann man sich nicht hinter der Kamera „verstecken“ aber das würde ich zu Gunsten der Überprüfung, ob alles mit dem Auslösen klappt, in Kauf nehmen – die ersten Bidler sind hinterher schnell gelöscht.

Eleganter und wirklich synchron macht man das aber über einen externen Intervallauslöser. Da ich keinen mit vier Ausgängen kenne, muss ein „Splitter“ her. Nicht elegant aber man kann zwei einfach parallel schalten, etwas eleganter mit jeweils einer Diode in der Leitung zur Kamera. Vorbildlich baut man ein Kästchen mit Mehrfach-Optokoppler um das sauber galvanisch zu trennen – braucht dafür aber wieder eine Spannungsversorgung. Ich hab ersteres gewählt und natürlich mit dem LRTimelapse ProTimer 😉

Aus zwei mach vier: Ohne weitere Elektronik 1x 2,5 mm Klinkenstecker auf 2x 2,5 mm Klinkenbuchse gibt mit dem ProTimer 4 simultane Triggersignale

Deutlich problematischer wird es mit der Synchronisation der Belichtung wenn man sich an Holy-Grail-Aufnahmen traut, also Tag-Nacht-Übergänge in VR-Timelapse festhalten möchte. Da habe ich nur eine Idee nämlich kompatible Kameras per USB mit qDslrDashboard zu steuern. Laut dem Entwickler Zoltan Hubai sollte das auch mit dem LRTimelapse-Mode funktionieren. Da Sony ein Geheimnis um sein Steuer-Protokoll per USB macht und Third Party Entwickler ausschließt, bin ich da leider raus.

Die Bearbeitung

Ich beschreibe den Workflow mit PTGui, einem leistungsstarken und verbreiteten Stitching-Programm für Panos – das Teil kann gefühlt „Alles“. Und „natürlich“ mit Lightroom und LRTimelapse für die Zeitrafferbearbeitung. Bei großen Helligkeitsunterschieden wie bei Sonnenauf- oder -untergang kann es sinnvoll sein, die vier Blickrichtungen einzeln zu bearbeiten und z.B. die Tiefen in Blickrichtung Sonne mehr aufzuhellen als in die Gegenrichtung – weniger Arbeit wird es dadurch nicht.

  1. Ein passend benannter Ordner und die RAW-Dateien kommen da rein – in einen Unterordner pro Kamera. Bennung nach Himmelsrichtungen, das Hauptobjekt 1 und dann im Uhrzeigersinn 2, 3 & 4 – „egal“ aber man sollte ein einheitliches System durchziehen. Und für den Batchprozess muss die Dateianzahl in den Ordnern identisch sein.
  2. In PTGui öffnet man aus jedem Ordner das erste Bild, gibt Brennweite/Objektiv an wenn es – wie beim komplett manuellen 12er Samyang – nicht per Exif-Daten erkannt wurde und lässt Kontrollpunkte generieren. Im Idealfall klappt das direkt und man sieht im Panoramaeditor schon ein ansehnliches Bild und es ist automatisch die passende Äquirektanguläre Projektion mit 360 x 180° gewählt. Ansonsten wie üblich Kontrollpunkte manuell hinzufügen, mit Masken arbeiten, optimieren lassen, Kontrollpunktliste checken usw.
    Hinweis: PTGui nutzt LibRaw mit Standardeinstellungen, um mit RAW-Dateien zu arbeiten – wenn ihr mit den Resultaten nicht zufrieden seid oder PTGui sie vielleicht gar nicht öffnen kann, muss man den Umweg um vorherige Entwicklung und Speicherung als TIF gehen.
  3. Wichtig für Pano-Zeitraffer ist eine Einstellung, die sich im Panorama-Editor etwas versteckt und zwar in dem Menü auf der rechten Seite, das erscheint wenn man rechts oben auf den kleinen Pfeil klickt. Und zwar sollte hier unter „Überblendung“ die Option „Optimale Schnittkanten finden“ deaktiviert sein (Screenshot). Sonst werden die Kanten zwischen zwei Bildern von Frame zu Frame u.U. anders gelegt und das kann zu unschönem „Flattern“ in der Zeitraffer führen.
  4. Im Bereich „Panorama erstellen“ stellen wir noch die gewünschte Auflösung ein. Natürlich nicht mehr als mit 100% angezeigt wird – was nicht da ist, ist nicht da! Da man später nur einen Teil des erstellen Panoramas im Blickfeld hat, muss man hier schon größer denken als bei klassischem Video – sonst wird’s schnell „pixelig“. Für YouTube ist 8k fast „Pflicht“, also 7.680 Pixel horizontal – mehr geht dort nicht. Als Dateiformat wähle ich Photoshop psd in 16 bit als überblendetes Panorama. Das Projekt (speichern!) dient als Vorlage für den folgenden Batchprozess:
  5. Alt-Shift-B öffnet den Batch-Builder (Screenshot) – Methode „Mehrere Kameras, ein Unterordner pro Kamera“ und wir wählen der Hauptordner der RAW-Dateien aus. Hat man noch andere Ordner da drin oder zusätzliche JPGs oder was auch immer kann man das sogar noch entsprechend eingrenzen. Nach Klick auf „Panoramen finden“ werden nun alle 1. Bilder, alle 2. usw. zu einem Panoramaset verbunden. Wir wählen das aktuelle Projekt als Vorlage und haken unbedingt „wird ‚Bilder‘ ausrichten nicht ausführen …“ an und schicken die generierte Liste an den Batch-Stitcher (Screenshot). Die ganze Geormetrie bleibt ja bei allen Frames identisch und daher ist ein erneutes Ausrichten nicht nötig. Vielmehr wäre es absolut kontraproduktiv da das stitchen durch die sich ändernden Bildinhalte immer ein klein wenig anders ausfallen würden – das Video wäre extrem unruhig.
  6. Wir lassen den Batch-Stitcher seine Arbeit machen und haben „schwups“ ein paar hundert Panos. Eine ordentliche GPU hilft dabei 🙂
  7. In Lightroom importieren und in DNG umwandeln (da LRTimelapse bzw. das Adobe-Tool im Hintergrund) nicht mit PSD oder TIF arbeitet.
  8. Dann der normale Zeitraffer-Workflow – in LRTimelapse initialisieren, Keyframes setzen, zurück in Lightroom und Metadaten laden, Keyframes bearbeiten und speichern. In LRTimelapse Übergängte berechnen, visuelle Vorschauen erzeugen und deflickern (wenn nötig). Wieder in LR Metadaten laden, Sequenz exportieren und in LRTimelapse in Originalauflösung in ProRes oder DNxHR zur weiteren Verarbeitung rendern lassen.
  9. Lücke im Nadir beseitigen:
    Hier kann man ein Logo in Photoshop basteln und mit dem Verzerrungsfilter „Polarkoordinaten“ (Polar -> Rechteckig) sozusagen „aufklappen“. Das wird dann auf 7.680 Pixel Breite und die gewünschte Höhe (je nach Größe der Lücke im Nadir) verzerrt und im Videoeditor über die Videospur gelegt.
  10. Da es nicht bei einem Clip bleiben wird und das Video auch noch als VR „deklariert“ werden muss um von den Playern entsprechend erkannt und behandelt werden kann, mussen die Files noch in einen Video-Editor. In Adobe Premiere schaut das so aus:
    Dateien importieren und im Kontextmenü nach Rechtsklick „Anpassen“ und „VR-Eigenschaften“ auswählen. Dort unter „Angleichen an“ die einzig verfügbare Projektion Äquirektangular wählen, das Layout muss auf „Monoskopisch“ stehen und 360 x 180°.
  11. Dann ab ins Schnittfenster und erstmal schauen, dass ihr das ihr im Programm-Monitor die Schaltfläche für die VR-Videoanzeige bekommt: Rechts unten auf das + öffnet den Schaltflächeneditor und dort zieht ihr euch das panoartige Symbol „VR-Videoanzeige ein/aus“. Nach anklicken wird es blau als Anzeige, dass ihr im VR-Modus seit. Nun könnt ihr euch dort mit der Maus „umschauen“ und auch schauen, was ihr aus den Effekten unter „Immersives Video“ verwenden wollt. Ihr könnt z.B. mit „Sphäre drehen“ die Zuschauenden aktiv durch die Szenen führen.
  12. Export: Unter Vorgabe rechts auf die drei Punkte und „Mehr Vorgaben …“ wählen, in der Suche VR eingeben und „VR Monoscopic Match Source Stereo Audio“ wählen (und zu den Favoriten hinzufügen)

VR zum selberumschauen

Das im Rohformat teils wenig ansehnliche 360×180° Video da einafch so in 2D gepresst kann man nun z.B. auf YouTube stellen und falls korrekt exportiert, erkennt YT das als VR-Video und aktiviert die entsprechende Playersteuerung. Die ist leider etwas limitiert – dass nur 4k angezeigt wird liegt vielleicht an der geringeren vertikalen Auflösung wegem dem 2:1 Seitenverhältnis. Dass aber die Zoomfunktionalität (per Mausrad) so stark eingeschränkt ist, ist wirklich schade. Im VLC-Player kann man lokal bis zum LittlePlanet rauszoomen und das ist nochmal zwei Nummern cooler als die strikt äquirektangulare Projektion in auf YouTube. Mit dem Smartphone oder ensprechender VR-Brille wird’s durch die Sensoren noch eine Nummer cooler, da das Bild auf Drehung und Neigung reagiert – wie wenn sich tatsächlich vor Ort umschaut.

VR als Vorgabe

Die andere – eingangs eingebettete – Variante ist, dass wir im Schnittprogramm in 16:9 bleiben und selbst Blickrichtung, -winkel und -projektion wählen und das Video als normales 16:9 Video hochladen.

Fazit

Ja, schon ein bisschen Arbeit zudem man deutlich längere Clips braucht als üblich, um den Zuschauer*innen Zeit für’s umschauen zu lassen aber mei – was soll’s 😉

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Mal wieder Adobe-Apps zum „Schnäppchen“preis

Wer schon immer mal eine Adobe Suite kaufen wollte, es aber zu teuer war oder aber wer schon eine hat und Geld sparen möchte: Niemals den regulären Preis bezahlen – es gibt regelmäßig Sonderangebote, die sowohl für Neu- als auch Bestandskunden nutzbar sind. Oft bei Amazon nur für Primekunden aber auch bei anderen Händlern wird man fündig.

Akuell gibt es bis 25. März folgende Osterangebote bei Amazon – jeweils Lizenz für 1 Jahr wobei auch gleich mehrere gekauft werden können:

  • Wer nur Lightroom braucht, kommt mit 84,99 € zu einem Jahr Nutzung: https://amzn.to/48ZRLKN aber für kaum mehr gibt es Photoshop obendrauf:
  • Das Foto-Abo mit Lightroom und Photoshop (und 20 GB Cloudspeicher) gibt es für 88,68 € statt regulär rund 140 € (https://amzn.to/3VpFxYD)
  • Die kompette Suite (https://amzn.to/3VvLwLT) mit allen Programmen für 439 € statt für sonst über 750 €!! Das liegt auf dem Niveau vorheriger Top-Aktionen und man sollte daher zuschlagen – billiger wird es kaum werden.
  • Auch Studis & Lehrkräfte profitieren nochmal – mit rund 148,98 € wird das Komplettabo regelrecht zum Schnäppchen – auch wenn es zuletzt für nochmal 20 € weniger zu haben war. https://amzn.to/49Y82Bq
    (Alles Affiliate-Links mit ein paar Prozent zur Finanzierung der Seite)
Die Amazon Softwarebibliothek listet alle Bestellungen und Seriennummern etc.

Ihr bekommt einen „Redeem-Code“ (direkt in der Bestellbestätigung oder in der Softwarebibliothek auf der Amazonseite – siehe Bild oben), den ihr unter https://redeem.adobe.com/ (oder https://redeem.adobe.com/educard im Falle der Students-Version) eingeben könnt.

Achtet darauf, dass über dem Zahlenfeld die Adobe-ID eures bestehenden Abos angezeigt wird falls ihr mehrere Accounts habt. Nach dem Einlösen könnt ihr im Adobe Konto nachschauen – dort steht dann zwar immer noch der übliche Monatspreis aber mit dem Vermerk „Nächste Zahlung am XXX“, sprich die Zahlungsabwicklung über Adobe ist in dem Abo für den Zeitraum des Kaufs über Amazon ausgesetzt.

Ihr könnt übrigens auch mehrere Jahresabos kaufen und in eurem Account hinterlegen – sinkende Preise sind ja an keiner Stelle zu erwarten.

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Review zur Astrosoftware Nebulb

Sie verspricht viel – Stacking wie mit richtigen Astroprogrammen aber ohne komplizierten Workflow auf Knopfdruck. Reduktion von Lichtverschmutzung, Startrails, automatische Detektion von Meteoren und Ausrichtung zum Radiant.

Ob sie hält, was sie verspricht und die gut 200 € wert ist erfahrt ihr in meinem Blogbeitrag auf fehrpics.com.

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Review Black Forest Motion Pine II Controller mit Pan-Tilt Einheit

Rhino, Kessler Crane, Edelkrone, Cynetics, EMotimo – es gibt zahlreiche Anbieter in Sachen „Motion Gear“ für Zeitraffer oder Video in den USA. Aber weshalb in die Ferne schweifen mit allen potentiellen Problemen im Servicefall, wenn das Gute so nah ist?
Im Schonach ist mit Black Forest Motion eine kleine Firma ansässig, die sich diesem speziellen Markt verschrieben hat und das verdammt gut. Ein leistungsfähiger Controller, eine fast schon sensationell gute App zur Programmierung und sehr kompakte, mechanisch sauber konstruierte Drehachsen bilden einen universell einsetzbaren Pan-Tilt Kopf. Weitere Ausgänge steuern Slider- und Lensmotoren für 4-Achsen Bewegungen. Das musste ich mir natürlich näher anschauen – schaut rein 🙂

Wer kein Bock auf Video hat, hier die Kurzfassung: Geiles Teil – absolute Kaufempfehlung.

Etwas länger: Mechanisch alles sauber aufgebaut und verarbeitet, der PineII-Controller kann dank Motorprofilen mit allen möglichen Schrittmotoren auch von anderen Systemen umgehen und die bis zu 4 Achsen können dank wirklich umfangreicher, durchdachter und weitgehend intuitiv zu bedienender App perfekt gesteuert werden. Neben den üblichen 12 V per Rundstecker kann das ganze System auch per USB-PD versorgt werden. Der modulare Aufbau mit zwei sehr kompakten Drehachsen („NT-Mini“), die die Pan-Tilt-Einheit bilden und per Arca-Swiss Schienen und Abstandshaltern individuell optimiert werden können, gefällt mir auch sehr gut. So ist es z.B. auch möglich, eine einzelne Drehachse mit Ausrichtung auf Polaris (dazu gibt es einen passenden Sucher zum aufstecken) als einfachen Astrotracker zu verwenden – die App liefert ohne Rechnerei die passender Rotationsgeschwindigkeit.

Ich habe nur die Pan-Tilt Einheit mit dem Pine II getestet, aber das rundum positive Fazit lässt sich sicherlich auf die Slider, die Objektiveinheit und weitere Produkte übertragen. Die Testeinheit wurde mir von Black Forest Motion kostenlos ohne jede Vorgaben zur Verfügung gestellt – der Test selbst ist in keiner Weise bezahlt und wie immer komplett unabhängig.

Die Vorstellung des Pro-Modus in der App habe ich im Video leider versaut aber die App kann auch ohne den Controller genutzt werden so dass man sich vor dem Kauf schauen kann, wie man mit der Bedienung zurecht kommt und auf der Homepage von Black Forest Motion gibt es auch zahlreiche gute Videos zu allen Produkten und App-Funktionen – auch nicht selbstverständlich.

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Der allerbeste Intervallauslöser für Zeitraffer?

Ja liebe Leute, den besten gibt es ja schon – den LRTimelapse Pro Timer 3 von Gunther Wegner wie ich 2021 im Review bestätigen konnte. Geht’s es jetzt tatsächlich noch besser? Hier erfahrt ihr es 🙂

Long story short – Hans Vollmer hat den 2017 von Gunther Wegner ins Leben gerufenen Open Source Intervallauslöser weiterentwickelt und mit aktueller Firmware ausgestattet. Und man merkt schnell, dass der „LRT ProTimer Free ESP II“ eine echte Alternative zum aktuellen Profi-Timer des LRTimelapse-Entwicklers ist!

Die Äußerlichkeiten

Auf den ersten Blick fällt der Größenunterschied auf – Gunther hat alles superkompakt in ein professionelles Gehäuse gepackt, der ESP II kommt im Standard-Schalengehäuse daher. Auch beim Bedienkonzept gehen die beiden getrennte Wege – einmal der Dreh-Druck-Knopf als einziges Bedienelement neben dem Ein-/Ausschalter und zum anderen vier „Pfeil“tasten und eine weitere zum (De-)Aktivieren des Displays. Display – kleines (oder sagen wir „normales“) OLED-Display und großes mehrfarbiges Display. Auf den zweiten Blick haben wir eine „fummelige“ Micro-USB Buchse beim LRTimelapse Pro Timer und einen zeitgemäßen USB-C Anschluss bei der Version von Hans Vollmer.

Und was ist jetzt besser?

Ein klares „kommt drauf an“ 😉
Geht es wirklich (also wirklich!) um jedes Gramm, ist kein Platz mehr in der Tasche und soll es cool aussehen, punktet natürlich der LRTimelapse Pro Timer. Beim Bedienkonzept werden sich die Meinungen teilen. Jede(r) kommt mit was anderem besser zurecht, da sollte man sich kein pauschales Urteil erlauben. Ich meine aber schon, dass die Einhandbedienung mit dem ESP II noch besser gelingt. Einen Vorteil im Farbdisplay sehe ich nicht, die Lesbarkeit ist aufgrund der Größe aber klar besser. Die Frage ist aber, ob man die größere Schrift braucht. Das Display des LRTimelapse Pro Timers kann man dafür zur „low level“ Beleuchtung des Vordergrunds einstellen. Was dagegen beide können, ist auch bei Minustemperaturen etwas anzeigen (im Gefrierfach getestet!) – da versagen die meisten Billigheimer mit LCD-Display kläglich.

Gemeinsamkeiten

Beide Timer verfügen über zwei Ausgänge für Standard 2,5 mm Klinkenstecker, so dass ohne Splitter u.ä. direkt zwei Kameras angesteuert werden können. Der LRTimelapse Pro Timer hat smarte Blitzschuhschienen für die Montage an der Kamera und eine Lasche für z.B. ein Klettband. Der ESD II kann per Klebepad-Schiene und Klettband z.B. am Stativbein befestigt werden. Beide bieten ein Firmwareupdate zur Implementierung neuer Funktionen – der LRTimelapse Pro Timer hat einen verdeckten Taster für den Updatemodus, der über den USB-Anschluss läuft. Beim ESD II muss man eine gesteckte Platine entfernen, um an die separate Updatebuchse zu kommen – beides funktioniert problemlos.

Nicht unwichtig – der Preis

Der Vergleich zwischen einem professionellen Gerät unter Beachtung aller Vorschriften, Gewährleistung etc. und einem „privaten“ Projekt als Nebenbeschäftigung hinkt natürlich gewaltig und geht daher fast zwangsläfig mit rund 90 zu 200 Euro zugunsten des LRT ProTimer Free ESP II aus.

Entscheidend – die „inneren Werte“

An der Schnittstelle nach außen hat der LRTimelapse Pro Timer mit seinen Anzeigefunktionen die Nase vorne – während der Aufnahme kann man einen reduzierten Anzeigemodi wählen oder man lässt sich alle Infos darstellen. Die Tabelle zeigt in der Übersicht, was uns die beiden Intervallauslöser an Infos während der Zeitraffer darstellen:

AnzeigeLRTimelapse Pro TimerLRT ProTimer Free ESD II
IntervallJaJa
Bild aktuellJaJa
Bilder RestJaJa
Zeit zur nächsten
Auslösung
JaJa
Zeit bisherJaJa
Zeit RestJaNein
Videolänge bisherJaNein
Uhrzeit / Datumnur UhrzeitJa

Der Batteriestand kann beim LRTimelapse ProTimer im Menü Status prozent“genau“ angezeigt werden, beim ESP II nur mit vier Balken. Allerdings ist alles unter ausgefuchstem Batteriemanagement wie beim E-Auto eh mehr eine Schätzung und beide können eh während der Nutzung auch extern mit Strom versorgt werden. Apropos Strom: Beide arbeiten mit einem (auswechselbaren) Lithium-Akku, der für viele Stunden nonstop-Betrieb reicht. Beim ESD II bin ich bei 20 s Intervall und abgeschalteter Tastenbelechtung auf 25 Stunden gekommen und da liegen wir ähnlich wie beim LRTimelapse Pro Timer. Obendrein können beide im Betrieb über die Ladebuchse auch extern mit Strom versorgt werden.

Die Startverzögerung wird beim LRTimelapse Pro Timer zwischen 0 und 10 Sekunden als Grundeinstellung gespeichert und gilt für alle Modi. Beim ESP II ist das ein Punkt beim Einstellen der jeweiligen Sequenz und kann somit bequemer individuell eingestellt werden und auch mit einem Tastendruck zur sofortigen Auslösung übersprungen werden. Sie ist nicht nur für wenige Sekunden zur Vermeidung von Verwacklungen durch Berührung gedacht, sondern geht bis 12 Stunden.

Die Intervallzeit lässt sich beim LRTimelapse Pro Timer in 1/10 s Auflösung bis 30 s enstellen, dann in 0,5 s Schritten bis 60 s und darüber sekundenweise bis 3 min. Es folgen 5 s Schritte bis 5 min, 10 s Auflösung bis 10 min, Minutenschritte bis 1 Stunde Intervallzeit letztlich 5 min bis 12 Stunden. Das erleichtert die Einstellung und idR. kommt es bei Stunden Intervallzeit nicht auf 1/10 s an. Falls doch gibt es den Custom-Modus.
Der ESD II bietet „nur“ bis 10 s eine Auflösung von 0,1 s an, aber sekundengenau bis 60 Minuten.

Die verschiedenen Modi der Intervallauslöser

  • Timelapse (M) – Intervall und Anzahl der Bilder werden eingestellt. Unbegrenzte Anzahl können beide, der LRTimelapse Pro Timer in 10er Schritten bis 999.990 – das wären bei 30 fps gut 9 h Zeitraffervideo mit rund 50 TB RAW-Datenmenge 😉
    Der ESP II begnügt sich mit in 99,99% ausreichenden 9.999 Bildern – das aber durchgängig mit 1 Bild Auflösung
  • Astro (B) bzw. TL/Astro (B) – für Aufnahmen im Bulb-Modus der Kamera mit über 30 s Belichtungszeit. Ähnlich wie bei den Intervallen zuvor verhält es sich in dem Modus mit den Belichtungszeiten – beim ESD II anfangs mit 1/10 s Auflösung (bis 30s macht man das aber eigentlcih eh im M-Modus und steuert über die Kamera) und dann sekundenweise bis maximal knapp eine Stunde. Der LRTimelapse Pro Timer begnügt sich mit 1 s Schritten, kann aber auch mehrere Stunden Auslösesignal liefern oder sogar „open end“ belichten.
  • Timed TL (ESD II) bzw. TL Universal & Custom TL – mit definiertem Startdatum und Uhrzeit beginnt die Zeitraffersequenz wie unter Timelapse (M). Beim ESD II kann in dem Modus auch die Belichtungszeit für den B-Modus der Kamera gesteuert werden, beim LRTimelapse Pro Timer wählt man dafür die Funktion Custom TL
  • TL Repeating bzw. Periodic TL – eine Zeitraffersequenz wird täglich in einer einstellbaren Zeitspanne wiederholt. Also z.B. immer von 8-18 Uhr werden im 20s-Intervall Bilder gemacht. Damit spart man sich bei Langzeitzeitraffer eine Menge unnötiger Aufnahmen, die die Aufnahmezeit wegen begrenzter Kapazität der Speicherkarten limitieren würden und die man hinterher auch wieder löschen müsste.
  • Single Shot (ESD II) bzw. Single Bulb – wenig verwunderlich eben für eine einzelne Aufnahme – beim LRTimelapse Pro Timer kann man nur die Belichtungszeit einstellen, beim ESD II wie üblich noch eine Startverzögerung
  • TL Ramping – nur ESP II: Ein „Exposure Ramping“ kann im Vorfeld programmiert werden – beim LRTimelapse Pro Timer geht das nur nach Start einer Zeitraffer. Es wird das Intervall eingestellt und die Anzahl der Intervalle bis die Belichtungszeit geändert werden soll. Praktischerweise wird gleichzeitig die dafür nötige Zeit angezeigt. Dann die Start-Belichtungszeit im B-Modus der Kamera und die End-Belichtungszeit sowie die Anzahl der Intervalle, über die die Belichtungszeit linear von Start- bis Endzeit verändert werden soll. Der Haken daran ist natürlich, dass man die Belichtungssituation vorhersagen muss und man mit der kürzesten B-Zeit die einstellbar ist (1/10 s) keine Chance hat, von hellem Tag bis dunkle Nacht zu rampen. Neben der Intervallzeit kann auch die End-Belichtungszeit noch während der Aufnahme verändert werden. Das Intervall wird übrigens automatisch an die Belichtungszeit angepasst, wenn die länger wird als Intervallzeit (+ Schwarzzeit).

Besonderheiten

Beide können den üblichen Autofokusimpuls nicht senden. Man wird fast immer manuell fokussieren und dann blockiert der Impuls nur die Kamera und verhindert Einstellungsänderungen. Sie können aber genau den AF-Impuls in einstellbarem Abstand an die Kameras senden, um zu verhindern, dass sie bei längeren Intervallen in den Energiesparmodus geht.
Beide ermöglichen es, während der Aufnahme diese zu pausieren und wieder fortzusetzen und auch die Anzahl der Bilder ohne Unterbrechung der Aufnahmen zu ändern und die Intervallzeit kontinuierlich auf einen anderen Wert zu „rampen“ – auch das sucht man bei üblichen Intervallauslösern vergeblich.

Der ESP II verfügt über eine 3,5 mm Klinkenbuchse, an der man Sensoren anschließen kann und auf steigende oder fallende Flanke eine Zeitraffersequenz triggern kann. Das kann ein Helligkeitssensor sein, ein Bewegungssensor oder was auch immer. Des weiteren kann man im Astromodus eine Sequenz mit unterschiedlichen Belichtungszeiten erstellen lassen – die Fuktion habe ich bislang allerdings noch nicht vermisst.
Im Modus „TL Light CTRL“ kann ganz speziell für Pflanzenzeitraffer eine Pflanzenlampe täglich zu bestimmten Uhrzeiten ein- und ausgeschaltet werden und zusätzlich in einstellbarem Abstand vor der Kameraauslösung eine Beleuchtung eingeschaltet werden.
Während man beim LRTimelapse Pro Timer das Menü bis zum Start durchklicken muss, kann man beim ESP II mit Klick auf die linke Taste mit den vorherigen Einstellungen direkt zum Start springen.

Der LRTimlapse ProTimer wartet dagegen mit einer Konfiguration des 2. Ausgangs auf: aus (spart ein wenig Energie), Kamera oder Motion Gear. Bei letzterem kann man eine einstellbare Verzögerung zwischen den beiden Ausgängen einstellen, um Slider oder sonstiges Motion-Equipment so anzusteuern, dass die Bewegung fertig ausgeführt ist bevor die Kamera auslöst.
Während das integrierte Spiel „Pong“ im Menüpunkt Tools nun wirklich Spielerei ist, kann das vollflächig aktivierte Display als sanfte Beleuchtung des Vordergrunds schon eine nützliche Sache sein. Auch die einstellbare Dauer des Auslöseimpulses ist ein wertvolles Feature, um den Timer an alle möglichen Kameras und Einsatzzwecke anzupassen.
Wenn es die Umstände nicht anders zulassen und der Timer kopfüber steht, ist die Ablesbarkeit dank der „Flip Screen“ Option dennoch gewährleistet.
Im Custom-Modus kann die Intervallzeit und die Belichtungszeit bis 12 h mit einer Auflösung von 0,1 s eingestellt werden!

Fazit

Der LRTimelapse Pro Timer bleibt in meinen Augen (knapp) aufgrund der Spezialfunktionen der beste Intervallgeber für Zeitraffer. Je nach eigenen Kriterien und unter Berücksichtigung des Preises kann der LRT ProTimer Free ESP II aber durchaus vorne liegen im Vergleich. Eine klare Kaufempfehlung gibt es jedenfalls für beide!

Bezugsquellen:


Anmerkung: Den LRT ProTimer Free ESP II habe ich von Hans Vollmer kostenlos zum testen zur Verfügung gestellt bekommen (Danke dafür!). Das hat wie immer keinen Einfluss auf das Review – zudem ich ihn anschließend gekauft habe, weil er in Ergänzung zum LRTimelapse Pro Timer gut in die Fototasche passt 🙂
Wie so üblich sind Links zu Amazon Affilate-Links zur Finanzierung von so Sachen wie der hier 😉

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